Mit ihrem vierten Studioalbum meistert CATE LE BON den Zufall. Obwohl ihr Indie-Ensemble verspielter klingt als je zuvor, wirkt es versehentlich erwachsener. Die Hülle des zögerlichen Singsangs hat CATE LE BON abgelegt. Heraus kommen krude, simplizistische und süße Kunstwerke in Songform.

Woher kommt dieser plötzliche Ausbruch? Es fühlt sich zumindest wie einer an, wenn CATE LE BON das Album mit den Zeilen eröffnet: „It doesn't pay to sing your songs“ – es zahlt sich nicht aus, die Lieder von jemand anders zu singen. Ganz recht, also macht sie jetzt endlich ihr eigenes Ding. Und dieses Ding klingt manchmal unerwartet krumm, doch dann dreht sie das krumme Ding rum und plötzlich ergibt alles Sinn. Fast wie bei einer Anamorphose.

Aber warum erst jetzt?

CATE LE BON hätte schon ein, zwei Alben früher so klingen sollen wie jetzt, denn „Crab Day“ stellt alle vorigen mit derselben Leichtfüßigkeit in den Schatten, mit der dessen Songs sich im Langzeitgedächtnis des Hörers einnisten. Die vielen Highlights des Albums machen süchtig, manche dauern nur wenige Sekunden an – etwa das einschläfernd gesäuselte „wonderful, wonderful, wonderful“ im Chorus des gleichnamigen Liedes; oder der Moment, als sich bei „Yellow Blinds, Cream Shadow“ ein freches Vibraphon in den Hintergrund schleicht; oder der LoFi-Lick des Keyboards im düsteren Refrain von „I'm a Dirty Attic“; oder das cartoonige Gitarrensolo im sonst monotonen „Find Me“. Oder, oder, oder.

„Crab Day“ ist wie eine Kiwi: Wohlschmeckend, vertraut exotisch, schwer zu schälen. Wer versucht, diese Kiwi einfach aufzuschneiden und zu löffeln, wird nicht in den vollmundigen Genuss kommen, dessen man nur Zeuge wird, wenn man die ganze Kiwi mit einem Happs nascht. Genug der Metaphern. Mit klaren Worten: Dieses Album will holistisch gehört werden, denn als Gesamtes wirkt es einfach am besten, mit all seinen zuvor genannten Kuriosa. Dank der knappen Spielzeit von einer halben Stunde gelingt das zum Glück mit Routine.

C'est bon, c'est bon, CATE LE BON.