LABEL: Trocadero / Indigo – 19.08.2016 |
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Zuletzt aktualisiert am: 05. August 2016
MESSER sind einfach anders genial. Es ist immer erfrischend, wenn man eine Band nicht genau einer Schublade zuordnen kann – es gelingt auch mit dem dritten Album „Jalousie“ nicht. Weder Post Punk noch Pop oder Indie Rock sind treffend. Aus diesem Grund zündet die Platte vielleicht nicht sofort, wenn man die Band zum ersten Mal hört. Die Arrangements brauchen eine Weile, um ihre ganze Tiefe zu offenbaren. Hendrik Otrembas Gesang ist gewöhnungsbedürftig, aber keinesfalls gewöhnlich. So auch seine Lyrik, die einen großen Teil des Gesamtkunstwerks MESSER darstellt. Diesen Textspielereien haben die Revolverhelden und Silbermönde wenig entgegenzusetzen. Das Album steigt mit „So sollte es sein“ äußerst schwermütig ein, die Orgel schleppt sich von Ton zu Ton während im Hintergrund Vögel zwitschern. Es ist mutig, diesen langsamen Track zu Beginn zu bringen, klingt er doch eher nach Abschluss, Akzeptanz, Alter. Selten ist auch, dass man die Arbeit eines Bassisten hervorheben muss. Wie auf den Vorgängern trägt Pogo McCartney auch auf „Jalousie“ viele Tracks mit seinen einmaligen Riffs. Der Tieftöner übernimmt die Führung und lässt die Gitarre mit ihrem effektreichem Geprickel folgen, so etwa in „Der Staub zwischen den Planeten“ oder „Die Echse“. Gelungen ist auch die Dynamik der Songs untereinander. Kurze, experimentelle Stücke wie das getriebene „Meine Lust“ wechseln sich mit getragenen Tracks á la „Im Jahr der Obsessionen“ ab. MESSER wirken pur, beinahe unbeeinflusst von anderen musikalischen Eindrücken. Wie ein Delfin springen sie an die Oberfläche der Realität, nur um kurze Zeit später wieder in eine surreale Traumwelt einzutauchen. Als Hörer hält man sich mit Mühe an der Rückenflosse dieses Delfins fest, fast wird man von den Wellen mitgerissen, die Luft wird knapp. Dann wieder ein Sonnenstrahl, Sauerstoff. Je länger man unter Wasser bleibt, desto weniger vermisst man die Sonne. So fühlt sich „Jalousie“ an. pd
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