BAND: JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE
ALBUM:

LABEL: Unundeux / Cargo – VÖ: 02.09.2016
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Zuletzt aktualisiert am: 16. August 2016

Glaubt man Ärzten vom Fach, dann ist man am besten, wenn es einem eigentlich egal ist. Demzufolge müsste JAKA wirklich alles am Arsch vorbeigehen. So werfen sie mit ihrem zweiten Album nach der Reunion wieder Perlen vor die Säue – erstmals seit 18 Jahren mit englischem Titel. So befasst sich „The Golden Anthropocene“ wieder in unverwechselbarer Weise mit allen Un-, Ab- sowie Eigenarten unseres goldenen Menschenzeitalters.

Musikalisch muss man JAKA eigentlich nicht mehr vorstellen. Sie beherrschen alle Finessen mehrerer Genres und schweißen diese zu einem metallischen Quilt zusammen. Mal bleischwer und weich, mal stahlhart und unbeugsam. Wie beim unfachmännischen Hantieren mit instabilen Chemikalien kommt es dabei ständig zu unvorhersehbaren Reaktionen.

Musikfans mit Scheuklappen vor den Ohren wissen gar nicht, welche Sub-Hochkultur ihnen hier entgeht, denn wie immer schreiben JAKA nicht nur musikalisch, sondern auch lyrisch brillante Werke. Das beweisen allein Songtitel wie „Planeten planieren“, „Reiz-Reaktion-Automat“, oder „Mitmachdiktatur“. Dabei werfen die Texte mindestens so viele Fragen auf wie sie beantworten, sie sind topaktuell und zynisch. Mitdenkmetal. Trüge man etwa „Weiss“ auf einem Poetry Slam vor, flögen die humiden Höschen wohl nur so auf die Bühne vor Begeisterung.

Wie immer lassen JAKA dabei viel Freiraum für die genialen instrumentalen Stücke und Passagen – typische Metalbands trauen sich so etwas nicht. Obwohl: Ist das eigentlich noch Metal? Wie immer experimentieren JAKA auch auf verspielte Weise. So taucht der Track „Weltorganismus“ mehrmals hörbar unter Wasser und dröhnt kurzzeitig im Badewannen-Style auf den Ohren. Ganz so, als spiele die Band auf dem Rücken eines Atom-U-Boots mitten im Pazifik. Dadurch werden JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE ihrem Namen ungewollt gerecht. Nostalgie gibt´s auch: Alteingefleischte Fans finden mit „Aus dem Mark der Nebenniere 2016“ einen JAKA-Klassiker in Neuauflage.

Eines hingegen ist anders: Bony fehlt. Nach 13 Jahren Dienst an der Waffe hat er JAKA verlassen – teilweise. Sein tollwütig-rasantes Gekeife verlieh den Lyrics nicht nur eine fette Bremsspur Wahnsinn, sondern auch Humor. Er bleibt der Band jedoch als Booker erhalten und möchte auch in Zukunft noch Riffs beisteuern. Martin rückt nach und übernimmt die Führung am Mikro. Seine saftig triefenden Grunzer sind mindestens ebenso liebenswert. Auf Bony folgt Christian Markwald (Ex- PHOBIATIC und DIAROE), der sich verdammt gut ins JAKAversum einfügt.

JAKA sind paradox: Sie kaschieren das Geplante und lassen den Zufall gewollt wirken. Keine andere Band schafft das mit solcher Leichtigkeit. Darum ist "The Golden Anthropocene" nicht nur für gebleachte Arschlöcher ein Hinhörer, sondern auch für alle, die es noch werden wollen.

pd
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