Natürlich spielen die RADIERER keine Retro-Mucke, dafür sind sie viel zu intelligent. Beim Anhören kam mir öfters die Düsseldorfer Band DER PLAN in den Sinn, wohl wegen den artifiziellen, comicartigen, aber dennoch schlauen und zudem lustigen Texten. DAF ist eine musikalische Referenz, vor allem beim Track „Sex Tourist“ und ein Gefühl in mir sagte: „F.S.K.!“ Vielleicht weil DIE RADIERER ebenfalls so wirken, als würde sie jeglichem Authentizitäts-Gebrabbel und –Anspruch aus dem Weg gehen. Aus Limburg stammt die Band, es gibt sie seit Anfang der Achtziger Jahre, zwischendurch waren die Bandmitglieder aber häufig in andere Projekte involviert. Interessant war schon immer die Haltung: zum einen die Punk-Attitüde, die sich in der Verweigerung zur damals noch relativ gemütlichen Bundesrepublik äußerte bei gleichzeitiger Verneinung eines damals schon teilweise vorherrschenden Punk-Konsens’, der zum großen Teil auf Parolenhaftigkeit und einer klar umfassten Haltung und Meinung haftete. Es ist nicht so einfach, 2007 daran anzuknüpfen, ohne auf das Etikett „Retro“ oder „Trash“ oder „Camp“ festgelegt zu werden. DIE RADIERER schaffen es aber, diesen Fallen aus dem Weg zu gehen, weil die Musik und dem Konzept für solche Kategorisierungen die dafür nötige und in vielen Genres inzwischen leider allzu häufig anzutreffende Flachheit fehlt und textlich und musikalisch immer Schwingtüren, kleine Fallen und Quantensprünge in die Songs eingebaut sind. So wie bei den bereits oben erwähnten DER PLAN gibt es durch die gesamte Platte äußerst angenehme Störfaktoren: zum Tanzen zu verfrickelt, verkopft und sarkastisch, Gitarren, Synthies neu und alt, Neue Deutsche Welle, als sie noch gut und nicht durch Schlager totgemacht war. Am besten gefällt mir „Ich dachte du bist tot.“ Gut, dass die Musik der RADIERER das Gegenteil ist: sehr lebendig.

El_Nico