BAND: GOLDFRAPP
ALBUM:

LABEL: Mute – VÖ: 22.2.2008
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Zuletzt aktualisiert am: 01. Mai 2008
Zum ersten Mal nahm ich GOLDFRAPP wahr, als sie im Rahmen einer Mute-Nacht in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz auftraten. Eingebettet zwischen NICK CAVE und ADD N TO (X) traten sie auf - noch völlig unbekannt - ein paar Monate bevor ihre erste Scheibe auf dem Markt erschien. Sängerin Alison Goldfrapp (ein echter Name, der lediglich wie erfunden wirkt) stand im Kriegerwitwen-Dress auf großer Bühne, hinter ihr verschneite Tannenwälder. Will Gregory am Keyboard stand seitlich im Hintergrund. Somit findet bei GOLDFRAPP die gleiche Konstellation statt wie bei den Labelverwandten von ERASURE: Diva im Vordergrund, stiller Knöpfchendreher im Hintergrund. Nach dem großartigen elegischen „Felt Mountain“ begaben sich GOLDFRAPP mit ihren beiden nächsten Werken auf eine elektronische und leicht exzentrische Reise, zum Tanzen gut geeignet, ein Spiegel der Partygesellschaft der letzten Jahre. Damit wurden sie noch viel erfolgreicher, aber manche Fans fanden die Musik nicht mehr so gut wie beim Erstlingswerk. Spannend war zu beobachten, wie GOLDFRAPP bzw. Sängerin Alison ihr Image bei jedem Album komplett veränderten. Mit dem vierten Album „Seventh Tree“ geht die Reise sowohl nach vorne wie auch seitlich sowie auch rückwärts, denn die tanzbaren Anteile halten sich – von wenigen Momenten abgesehen - in Grenzen, während Balladen und stille Momente wieder mehr in den Vordergrund rücken. Unterstrichen wird dies von etwas hippiesken Natur-Fotos, die einen für die 70er-Jahre typischen grün-braun-Stich haben. Was hab ich gelacht, als ich im Innencover ein Foto von Alison entdeckte, auf dem sie als Pierrot verkleidet auf einer Blumenwiese steht. Eine kitschige Fabelhafte-Amelie-Verwurstung befürchtete ich. Die bleibt in Bezug auf die Musik aber zum Glück aus. Es gibt überwiegend ruhige Nummern zu hören, akustische Gitarren, hier und da Streicher, dazu Vogelgezwitscher, introspektive Texte, klug, aber selten eingestreute artifizielle Sounds und Klänge von alten Synthesizern. Was das Songwriting angeht ist „Seventh Tree“ viel näher am Debutalbum dran als an den beiden folgenden Scheiben, wo Effekte und Glamour mehr im Vordergrund standen. Wer es aushält, dass GOLDFRAPP durch ihre stetigen Verwandlungen keinerlei Projektionsfläche bieten (was sie in meinen Augen interessant macht) sollte sich die Platte in aller Ruhe anhören. Vor oder nach dem Club. Oder am Sonntag Nachmittag.
El_Nico
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