Pünktlich zu den Welt-Turbojugendtagen 2008 veröffentlicht Edel eine Compilation mit raren TURBONEGRO-Songs aus den Anfängen der Band. Dazu gibt es jede Menge B-Seiten. Bevor ich jetzt aber über fiese Major-Label herziehe, die das finanzielle Potenzial ihrer Bands bis zum letzten Cent auspressen und noch fiesere Bands, die mit ihren Wurzeln im Punkrock auch noch ein paar Euros mehr machen wollen, statt sie den Fans der ersten Stunde zu überlassen, werde ich einfach erzählen, was ihr bei diesem Release für euer Geld bekommt. Nämlich genau das, was TURBONEGRO mal waren und für die meisten immer noch sind: Eine vollkommen durchgeknallte Punkrockband, die aus sechs Freaks mit schwerwiegenden Verhaltensstörungen besteht. Was auf dem letzten regulären Album „Retox“ nur noch in Ansätzen zu hören war, gibt es auf der „Small Feces“-Compilation zu Genüge: Die volle Breitseite Punkrock. Insgesamt 42 Songs sind in dem (wie es das Label bezeichnet) „hochwertigen“ Digipak enthalten. Darunter befinden sich zwar einige bekanntere Songs („Prince Of The Rodeo“, „I Got Erection“) in seltenen Versionen, aber die Mehrzahl der Songs wurde aus alten Kassettenbändern oder Originalaufnahmen herausgesucht und neu gemastert. Wie nicht anders zu erwarten, finden sich in der Sammlung einige Perlen wieder. Besonders „Kick It Out“ und „Kaerlightens Born“, in dem Hank van Helvete einen 3-minütigen Monolog über Mongoloide auf Norwegisch hält, fand ich klasse. Die B-Seiten sind ebenfalls bemerkenswert, finden sich doch Coversongs von Bands wie BLACK FLAG, IGGY AND THE STOOGES, ANAL BABES oder POISON IDEA darunter wieder. Die Songs sind in ihrer Reihenfolge bunt durcheinander gemischt und nicht chronologisch geordnet. Das finde ich gut, weil die Compilation so einem regulären Album näher kommt. Leider kommt die Qualität der zweiten CD nicht an die Songs auf der ersten ran. Unterm Strich hatte ich auf jeden Fall großes Vergnügen beim Hören, auch weil ich über den kranken Humor der Band lachen kann („Killer Penis“). Wenn jetzt aber der Eindruck entstanden ist, dass die „Small Feces“-Compilation ein uneingeschränkter Pflichtkauf ist, dann möchte eine solche Empfehlung nur auf echte Fans von TURBONEGRO beschränken. Leute, die erst jetzt in die ganz eigene, vollkommen durchgeknallte Welt der Band eintauchen, sollten erst mal in die (alten) Alben der Turboneger hören, um sich dann auf diese Compilation zu stürzen. Bei dieser Plattenkritik muss dazugesagt werden, dass es sich bei allem Lob lediglich um eine Neuauflage einer (bereits vergriffenen) Platte, die Bitzcore vor 3 Jahren rausgebracht hat, handelt. Edel wird die Auflage von „Small Feces Vol. 1 & 2“ ebenfalls begrenzen und zwar auf 5000 Exemplare.

Tobias