LABEL: Edel / Dunefish - VÖ: 10.10.08 |
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Zuletzt aktualisiert am: 20. Oktober 2008
Wenn Schauspieler verlauten lassen, dass sie demnächst ein Album mit eigenen Songs aufnehmen wollen und dann wirklich den ganzen Käse einsingen, ahnt der Liebhaber guter Rockmusik Schlimmes. Und das zumeist zu Recht, siehe Ben Becker, Uwe Ochsenknecht (nebst Söhnen) und Katja Riemann.
Es gibt aber die löblichen Ausnahmen, wie Bernd Michael Lade. Lange bevor sich Lade als Regisseur und Schauspieler einen Namen machte, vor allem als Kain an der Seite von Kommissar Ehrlicher (Sodann) im MDR-Tatort, hatte er sich in der alternativen Musikszene Ostberlins einen Namen erspielt. Seine Bands PLANLOS und CADAVRE EXQUIS waren nicht nur aufmüpfig und trotzdem in den Hitparaden vertreten, sondern aufbegehrend und auflehnend und voller Wut gegen Staat und Gesellschaft. Um etwas aus der Schusslinie der einschlägigen Organe zu kommen, wandte sich Lade Ende der 1980er Jahre der Schauspielerei zu. Durch die Absetzung des Tatorts konnte er wieder zurück zu alten Tugenden finden, zur Punkmusik. Endlich keine fremden Drehbücher mehr verinnerlichen, sondern eigene Liedtexte schreiben und diese noch zu Gehör bringen. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Maria Simon bringt er nun druckvoll und fast vernichtend Erlebtes zu Gehör, mit seiner Band RET MARUT. So verarbeitete er die Wut der Jugend: „er Ist geboren in Ostberlin, bei einer Punkband mit 15, er rotzte raus, was ihm nicht passt, das Risiko war Stasi-Knast, er fütterte mit Wut, er fütterte mit Hass, er fütterte mit Stolz seine Punkmaschine...“. In jedem Song stecken, von „Solange Menschen atmen“ über „Brief an unsere Kinder“ bis zu „Sommer der Anarchie“, pure Emotionen, die hart aber gerecht zum Punkt geprügelt werden. Heftig geht es musikalisch zur Sache, textlich rückhaltlos persönlich und ehrlich bis auf den Grund.
Das Paar Simon / Lade bringt es in ihren Lieder auf den Punkt: „Unsere Verse sind unsere Liebe“, kurz und gut: „Punk ist unsere Familientherapie!“ Damit es aber nicht zu rotzig-chaotisch wird, verstärkte sich das „Punkpärchen“ mit dem Schlagzeuger Frank Straßburger und Bassit Tom Goguel, die mit der erforderlichen Coolness ausgestattet sind.
Ret Marut ist übrigens das Pseudonym des geheimnisvollen Schriftstellers B. Traven, als der Anfang der 1920er Jahre in Deutschland den Anarchismus predigte. Punk und Anarchie ist gleich: Ret Marut.
Wir verlosen 2 Stück das Punkalbums „Sommer der Anarchie“.
ThoBe
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