ELECTRONICAT ist ein französisches Projekt von Fred Bigot, der in Paris Kunst studiert hat. Nach acht Jahren und circa einem Dutzend Eigenveröffentlichungen plus Remixe für (unter Anderem) SCHLAMMPEITZIGER (Underground!) oder DEPECHE MODE (Kommerz!) lebt Fred dort, wo es viele Elektronik-Willige hin verschlagen hat: Berlin. Diese Negativ-Schlagzeile (schliesslich nervt der Eletronik-Berlin-Hype schon ganz lange) wird auf dem Promozettel als eher positiv verkauft. Macht ja nichts. Die Platte wird dadurch nicht weniger gut. Das Zusammenbringen von (psychedelischen) Gitarren, Elektronik, die digital oder auch analog daher kommt, ist interessant. Mal rockt es, mal will das elektronische Tanzbein schwingen, um beim nächsten Song in der knallroten Chill-Sitzecke rumzufläzen. In angenehmer Weise werde ich beim Hören des Albums ab und zu an ADD N TO (X) erinnert. Das Album bleibt von Anfang bis Ende spannend durch den Spagat zwischen Noise, Pop und dem Hin- und Herzippen zwischen fluffigen Elektrobeats und Radau, der teilweise mit den Erwartungen spielt, diese ab und zu erfüllt, aber gern auch mal in eine unerwartete Richtung driftet. Nicht zu eingängig, nicht zu sehr Kunsthochschule. Ausser dem vierten Track „Se Pleure, J´ai Peur“ den ich etwas albern finde, gefällt mir die ganze Platte. Eigentlich schreibe ich keine „klingt wie...“ und „könnte Fans von......gefallen“-Reviews, aber lasse jetzt mal auf die waghalsige Behauptung vom Stapel, Fans von AIR und von THROBBING GRISTLE treffen sich auf dem nächsten Gig von ELECTRONICAT. Wer jetzt denkt „Au weia!“ möge doch mal in die Platte reinhören. Alle anderen sowieso...!

El_Nico