MY SLEEPING KARMA haben die richtige Einstellung. Ihr Thema sind menschliche Konflikte, ein vermutlich immer aktuelles und somit sehr dankbares Thema. Speziell der seit den Olympischen Spielen neu aufgeflammte bzw. ins Augenmerk der Öffentlichkeit gerückte Tibetkonflikt ist es, der den vier Freunden und ihrer Gastsängerin Katrin Wiessler sauer aufstoßen. Die chinesische Willkür, die offen geleugneten Menschenrechtsverletzungen, Zensur, Beschneidung von Pressefreiheit usw. sind die Kritikziele von MY SLEEPING KARMA. Im Gegensatz zu anderen Bands rufen sie jedoch nicht zur Veränderung auf, sondern zum Träumen. An dieser Stelle habe ich ein Problem mit der Band. Natürlich kann man sich darüber streiten, was Proteste und möglicherweise gewaltsame Demonstrationen tatsächlich bewirken, jedoch halte ich persönlich jede Form von Aktivität besser als stilles Dulden und fröhliches Delirieren im räucherstäbchenverseuchten Kämmerlein. MY SLEEPING KARMA sehen das anders und formulieren ihr Statement gegen Gewalt und Unterdrückung in Instrumentaltiteln, die mal komplex klingen und mal neblig-verwirrt aus den Boxen wabern. Spärlich eingesetzter Gesang und ein original Dalai-Lama-Sample vertreiben die Dunstschwaden kurz, bevor sie sich wieder über Auge und Ohr des Hörers legen. Als Einschlafhilfe sehr zuverlässig, als politische Äußerung wohl nur für Drogenexperten wirklich erkennbar. Und was die daraus machen sei mal dahin gestellt.

johnniecolt