Der professionelle Musikfreak winkt bei einem Bandnamen wie DRAGONTEARS müde lächelnd ab. Drachentränen - das klingt einfach zu sehr nach MANOWAR, DIO, HELLOWEEN, RHAPSODY, NIGHTWISH und anderen Zwitschervöglein, die mit hoher Stimme von Zauberern, Elfen und bösen Räubern erzählen. Nun, dieser Schluss ist falsch. Mit alledem haben DRAGONTEARS nix zu tun. Dass man hierbei dennoch müde lächelnd abwinken kann, hat andere Gründe. Das BABY WOODROSE-Seitenprojekt mit dem irreführenden Namen zielt nämlich, wie die Märchenonkel mit den engen Hosen, auf ein sehr spezielles Publikum. Im Falle unserer Drachenfreunde sind das keine Leute, die gern in Mittelerde leben würden, sondern solche, die der Realität lieber mit Pillchen und Tröpfchen als mit Bier und Met entfliehen. Entsprechend überfüllt ist ”Tambourine Freak Machine“ mit Elektronik, undefinierbaren Klängen, kaum bis gar nicht erkennbaren Songstrukturen und orientiert an wirrem Folk, psychedelischem Rock sowie sehr psychedelischen Drone-Experimenten. Japanische Kinderkeyboards, Drumcomputer, sphärisch-distante Gesangs- und Gesprächsfetzen, ein versteckter Bob-Dylan-Coversong (”Masters Of War“) - viel gibt es hier zu entdecken. Viel Spaß macht mir die Suche nicht. Das Ganze klingt einfach zu sehr nach dem Soundtrack zu einem chemieinduzierten Drogenrausch, zu einer nicht empfehlenswerten Erfahrung also. Was soll das, frage ich mich? Entweder schießt man sich, wenn einem danach ist, selbst ins Nirvana und erlebt seine eigene kleine Reise oder man lässt es eben. Ein Soundtrack zum imaginären Trip ist höchstens so sinnvoll wie ein Kropf am Hals. Das kann man sich getrost schenken. Um sich noch geheimnisvoller zu machen haben DRAGONTEARS keine Webseite, keine Bandfotos oder Tournee in Planung. Kleiner Tipp an die Drachentränen: spart Euch jetzt noch die Alben und alles ist gut. Mannomann, von Bad Afro Records bin ich wirklich Besseres gewöhnt als so einen gequirlten Quark!

johnniecolt