„Der Frau da kommen überall Haare raus!“ bemerkte ein Bekannter mit einem Seitenblick auf den Fernseher, als ich in Wien zu Besuch war und Musik in der Glotze lief. „Die Frau da“ war und ist Merril B. Nisker aus Toronto/Kanada, lebend und verheiratet in Berlin und so gut wie überall auf der Erde zu Hause. Außerdem ist sie bekannt als PEACHES. Ihr viertes Album, „I feel cream“, schaut gleichzeitig nach vorne und zurück: besonnen wird sich auf leicht sperrige Elektro-Standards und emanzipierte, etwas provokante und zuweilen doppeldeutige Texte. Im Gegensatz zu den drei Vorgänger-Alben sind allerdings auch liebliche Töne und Wörter zu vernehmen, wie beim der Single „Talk to me“ oder beim Titeltrack. Der deutlich glattere Sound der Scheibe könnte an der Zusammenarbeit mit illustren Gast-Musikern wie DIGITALISM, SOULWAX und SIMIAN MOBILE DISCO liegen, die den Stoff veredelt und etwas aufpoliert, aber keinesfalls banal gemacht haben. Zudem fällt auf, dass PEACHES häufiger SINGT als früher. Die Tracks sind außerdem wie geschaffen für Club-Remixe. Das Coverfoto irritiert. Ist das ironisch gemeint? Oder werden ernsthaft die abscheulichen Seiten der Achtziger Jahre abgefeiert? Ansonsten bleibt zu sagen, dass die 2009er-Version vom Notebook-Elektro-Gefrickel uffjedonnert so wie hier, gut funktioniert. Das „Talk to me“ andauernd im Musik-TV rauf und runter gespielt wird, ist gar nicht schlecht, da hier Hörerschichten erreicht werden, die nach der Ersterfahrung mit Frau Nisker möglicherweise ihre BRITNEY-CDs in die Tonne hauen werden…

El_Nico