Dieses hart arbeitende Oktett aus München bietet mit ihrem dritten Longplayer ein feines Stück cooler Musik. Allein das Cover ist simpel aber geil, und verspricht nicht zu viel. Ich habe gezweifelt, dass es wirklich funkt, wenn ich die Platte abspiele, denn ich muss unweigerlich an sämtliche hässliche Klischees dieser dadurch halbtoten Musikrichtung denken. Aber SCHEIN haben es geschafft, eine moderne, unkitschige Form davon zu spielen. Den Einstieg macht der Song „Schein für mich“. Die deutsche Stimme war fürs Genre vorerst ungewohnt, aber die Worte werden mit ausreichend Groove versehen, um den Hörer abzuholen. Auch die cleveren Texte halten bei der Stange. Wesentlich gesteigert wird die Qualität mit dem Folgesong „Alles“. Das ist viel fetziger und man ist geneigt, sich blöde zu bewegen (oder wahlweise cool zu tanzen, wer kann). Die fest integrierten Bläser machen dabei erst die Essenz der Tracks aus und unterstützen die umhergeworfenen, frischen Lebensweisheiten prima. Unvermeidlich ist, dass man durch diese auch mal an die Eröffnungsmelodie von „TV Total“ denken muss. Wie gesagt: eine sehr klischeebelastete Musik, die dennoch super gemeistert und weiterentwickelt wird. Das macht echt Spaß, vor allem wenn erklingt „Baby geht steil auf nen zuckersüßen Style“. Die Arrangements sind toll durchdacht und die Produktion kann man nicht sonderlich in Frage stellen. Alles ist , wo es sein muss, und man kann sich auf das Gefühl der Songs konzentrieren. „Wir sind der Funk“ wird sehr selbstbewusst ausgerufen, aber zurecht, denn etwas Vergleichbares kam mir noch nicht zu Ohren. Auch Songs zum Entspannen sind dabei. Zusammengefasst: Mit 14 Tracks und wenigen, ausbaubaren Schwächen ist diese Platte ein angenehmer Zeitgenosse für einen groovigen, funky Sommer.

pd