LABEL: Snowhite /Universal - VÖ 21.8.2009 |
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Zuletzt aktualisiert am: 11. September 2009
Im Jahr 2001 starteten Stuart Price und die Brüder Adam und Johnny Blake als ZOOT WOMAN. Sie bewiesen mit Ihrem Erstwerk „Living In A Magazine“, dass die 80er Jahre nicht nur aus schlechtem Plastikpop und Geschmacklosigkeiten modischer Art bestanden. „Living In A Magazine“ destillierte die besten Elemente des Synthie-Pop dieser Ära zu einem stilvoll-eleganten Retro-Sound, der sowohl authentisch nach seinen Vorbildern, wie den frühen HUMAN LEAGUE, HEAVEN 17 und vor allem KRAFTWERK klang, als auch modern und innovativ in Produktion und Arrangements daherkam. Bestes Beispiel hierfür ist die auf dem Album vertretende KRAFTWERK-Coverversion von „The Model“. Man bekam zunächst den Eindruck, dass an dem Stück wenig verändert wurde, trotzdem hatte „The Model“ plötzlich seine Kälte verloren und einen tanzbaren Groove bekommen. Zudem waren auch die Eigenkompositionen von ZOOT WOMAN so gut, dass sie problemlos gegen die Vorbilder bestehen konnten.
Mit der zweiten, schlicht „Zoot Woman“ benannten Veröffentlichung von 2003 perfektionieren ZOOT WOMAN ihren Sound und das Songwriting. Songstrukturen, Harmonien und Arrangements waren derart stimmig, dass nicht Wenige „Zoot Woman“ als das perfekte Elektropop-Album ansahen. Die Bezeichnung „Elektropop“ wertet die Musik der Band aber fast ein wenig ab, denn das Soundgewand war bei ZOOT WOMAN nie mehr als Stilmittel. Großartige Songs wie „Grey Day“ oder „Half Full Of Happiness“ würden von ihrer Substanz her ebenso gut in anderer Form, zum Beispiel in einer Rockversion à la QUEENS OF THE STONE AGE, funktionieren.
Nun, lange sechs Jahre später, liegt mit “Things Are What They Used To Be” ihr drittes Werk vor. Ein ironischer Titel (“Die Dinge sind wie sie waren”), denn seit den Anfängen der Band bis heute ist einiges passiert. ZOOT WOMAN sind inzwischen selbst zu Musik-Ikonen geworden, wie ihre großen Vorbilder. Und Soundtüftler Stuart Price ist in der Zwischenzeit zum gefragten Produzenten (unter anderem für Madonna) avanciert. Logisch dass er sich dabei weiterentwickelt hat. „Things Are What They Used To Be“ ist klanglich dementsprechend noch perfekter geworden als sein Vorgänger. Der Sound hat immer noch hohen Wiedererkennungswert, ist aber noch ausgefeilter, variabler und detaillierter ausgearbeitet. Hier sitzt jeder Beat, jeder Effekt, jeder Ton. Nichts ist zu wenig oder zuviel. Mit „Just A Friend Of Mine“ startet das Album ungewöhnlich ausgelassen und fröhlich groovend. Das Folgende „Lonely By Your Side“ holt einen abrupt aus dieser Laune und jagt einen mit seiner tiefen Traurigkeit Schauer über den Rücken. Der Song ähnelt von der Stimmung her den eher melancholischen Stücken auf „Zoot Woman“. Ansonsten hat „Things Are What They Used To Be“ eine durchgängig eher heitere Grundstimmung. Ich weiß gar nicht, welches Stück des Albums ich hervorheben soll... da ist “Witness” mit seinen atonalen Elektro-“Störgeräuschen”, die dem Song übermäßige Glätte nehmen, „Lust Forever“ mit seinen tonnenschweren Beats, „Memory“, mit elektronischen „Robotervocals“, die einmal mehr Assoziationen zu KRAFTWERK wecken oder die eingängig swingend daherkommende erste Single „We Won`t Break“. Insgesamt gibt es zwölf absolute Pop-Perlen zu entdecken. Sehr Edel!
Jo Neujahr
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