In ihrer langjährigen Bandgeschichte haben DIE GOLDENEN ZITRONEN bereits den einen oder anderen Haken geschlagen – kein Album klang gleich, immer wurden neue Wege beschritten, vor allem in musikalischer Hinsicht. Was sich auch auf „Die Entstehung der Nacht“ nicht verändert hat sind die interessanten Texte und der (Sprech-)Gesang von Schorsch Kamerun. Drumherum wird teilweise relativ experimentelle und improvisiert wirkende Musik (fällt vor allem beim Bass auf) mit manchmal ungewöhnlichen Instrumenten (Glockenspiel, Klimperklavier, Disco-Synthie in „Positionen“, Wah-Wah-Gitarren und vieles mehr gespielt, aufgenommen im neuen hauseigenen Studio). Eine Überraschung ist die Teilnahme von Michaela Melian, die als Solokünstlerin sowie bei FSK arbeitet. Seit jeher spielt sie ein bisschen mit dem Nico-Image in Bezug auf ihre Stimme und diesen deutschen Touch beim Singen auf englisch, so auch hier bei dem „Beautiful People“ - Cover von Melanie. In puncto Publikumsgeschmack darf der Track „Silbermond“ nicht unerwähnt bleiben, der sich offensichtlich mit der gleichnamigen Band befasst. „Wir velassen die Erde“ hat Ohrwurmqualitäten: klingt fast wie ein Kinderlied und ein bisschen wie BELLE & SEBASTIAN in ihren besten Zeiten. Alles in allem ist „Die Entstehung der Nacht“ von DIE GOLDENEN ZITRONEN eine sehr gute Platte geworden, die von Anfang an fasziniert, wobei erst durch mehrmaliges Hören das ganze Kaleidoskop an musikalischen und textlichen Ideen erfahrbar wird... In der nächsten WAHRSCHAUER Ausgabe wird es übrigens einen ausführlichen Beitrag zu der Scheibe geben.

El_Nico