LABEL: Haldern Pop Recordings / Cargo Records |
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Zuletzt aktualisiert am: 24. März 2010
‚Anders und uneindeutig’ hatte ich die Musik der Geschwister Snavely noch zur Veröffentlichung ihrer EP „Shooting from the shadow“ genannt – und auf mehr davon in LP-Form gehofft. Mit „Boo“ liegt diese nun vor und seit Tagen ununterbrochen im CD-Player. DAG FÖR DAG bleiben auf dem eingeschlagenen, düster-melancholisch-sphärischen Pfad, allerdings wird er deutlich verwinkelter als zuvor. Wo auf der EP immer noch das Leuchtfeuer ,Indierock´ bei aller Eigenheit der Musik den Weg durch die Songs geleuchtet hat, gleicht „Boo“ einem Trip durch einen skandinavischen Wald voller irrlichtender Reminiszensen und Verweise, die einen auf eine falsche Fährte locken wollen. Bilder von BAD SEEDS und PIXIES, von Nico flackern irgendwo kurz auf, nur um klar zu machen, dass das hier etwas ganz eigenständiges ist. Gespenstisch, wie der Titel „Boo“ vermuten lässt, ist das Ganze zwar schon, mit den entrückten Vocals, der Nebelwand aus Gitarren, Bass, Schlagzeug und Nachhall, aber nie depressiv. Die Snavelys sind musikalische Hänsel und Gretel, die durch einen düsteren Wald spazieren, ohne Angst, sondern mit Neugierde – man nimmt sich an der Hand und schaut, welches musikalische Monster hinter dem nächsten Baum steckt. Sarah Snavely wird so die Anti-Nico, deren schwerer Gesang schon immer von der dunklen Seite zu kommen schien, während ihr schwedisch-amerikanisches Pendant eindeutig im Diesseits zu Hause ist – allerdings einen sehr guten Draht zu den dunkleren Welten hat. „Boo“ ist gekennzeichnet durch eine Weiterentwicklung des musikalischen Rahmens, der „Shooting from the Shadow“ definiert hat, Ausflüge in fast schon punkige Rockwelten („Animal“) oder Indie-Spirituals wie „Came in like a knife“ erweitern so die Basis des transzendentalen Indierock („Hands and Knees“, „I am the Assasin“) und machen „Boo“ zu einem Album, das bis zum letzten Ton spannend bleibt und auch nach vielfachem Hören noch versteckte Elemente vermuten lässt, die entdeckt werden wollen.
GeiJ
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