Das Projekt RECOIL von DEPECHE MODE-Alan Wilder bestand schon zu der Zeit, als er technisches Mastermind und Bandmitglied bei dem bekannten Vierer war. Als er ausstieg, konnten seine Fans Trost darin finden, dass sein Einfluss auf die Band, welche eine gewisse Tiefgründigkeit im Werk hervorrief nicht verschwunden, sondern zu RECOIL „gewandert“ ist. Mit „Selected“ liegt kein neues Album vor, sondern eine Werkschau quer durch alle Alben der Band. Die Zusammenstellung wurde editiert von Alan Wilder und seinem Mitstreiter Paul Kendall, der in den letzten zehn Jahren eng mit ihm zusammen arbeitete. Alle Songs wurden einer teilweise kleinen und teilweise größeren, aber niemals sehr deutlichen Bearbeitung unterzogen. Teilweise sind sie kürzer geworden, was ein bisschen schade ist, denn gerade die langen Tracks von RECOIL waren immer sehr gut, weil sie langsam und spannungsreich eine bestimmte Atmosphäre aufbauten. Allerdings sind die Editionen so gut geworden, das die Kürzungen nicht schlimm sind, sondern eine andere und interessante Art von Spannungsbögen entsteht.. Schließlich haben auf diese Weise mehr Tracks auf die Scheibe gefunden, und es gibt nur einen einzigen Song, der ein kleines bisschen kürzer als fünf Minuten ist. Bei allen anderen Liedern fällt auf, dass die wichtigen Kernmerkmale erhalten sind, wobei natürlich die Gastvokalisten den Mittelpunkt darstellen. Wenn ich jetzt erwähne, dass als Gastsängerinnen und - Sänger Diamanda Galás, Joe Richardson, Douglas McCarthy, Samantha Coerbell, Toni Halliday und Maggie Estep dabei sind, wissen RECOIL-Fans schon ungefähr, welche Tracks den Weg auf die Zusammenstellung gefunden haben. Der Schwerpunkt liegt – was mir sehr gut gefällt – auf dem RECOIL-Meisterwerk „Subhuman“, welches auch gern als das „politische“ Album des Projekts angesehen wird (was bei dem Titel „Untermensch“ klar sein dürfte…) Als Einstieg für neugierig gewordene Leute ist dieses Album ideal. Vielleicht sogar in der Doppel-CD-Edition, auf der sich viele Remixe in ebenfalls opulenter Albumlänge befinden.

El_Nico