LABEL: Damaged Goods / Cargo Records |
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Zuletzt aktualisiert am: 30. Juni 2010
Mit diesem Albumtitel ist die Gefahr schlechter rezensorischen Metaphern ja nicht gerade klein: „Medizin für Seele und Ohren“, „keine bittere Medizin“, was man nicht alles schreiben könnte. Nein, nein, keine Chance! Das wäre einfach ungerecht, wenn dieses schöne Album von der großartigen Ms. Golightly mit derartig klebrig-schmierig-süßlichem Sprachkitsch in Verbindung gebracht würde. Denn das dritte – und meiner Meinung nach bislang beste - Kapitel der transatlantischen Kooperation zwischen der umtriebigen Dame aus London und dem Texaner Lawyer Dave ist ehrliche, bodenständige und verdammt gute Arbeit. Schon vor einiger Zeit haben die beiden ihr Zelt in Danielsville, Madison County, Georgia aufgeschlagen. Und nicht nur im Titel steckt der Verweis auf die neue Heimat.
Das ganze Album wirkt so uramerikanisch, dass man die europäische musikalische Sozialisation von Holly Golightly nur noch punktuell erahnen kann. Die große Mehrzahl der Songs klingen nach Südstaaten, Mittelwesten, Kornfeldern, staubigen Straßen und Mangrovenwäldern oder irgendwas in dieser Richtung, jedenfalls nicht nach Londoner Beat-Schuppen. Alleine zwei Titel, der Opener „Forget it“ und „Don’t Fail me“ beweisen, dass es sich tatsächlich um dieselbe HOLLY GOLIGHTLY handelt, die einst diesen ganz eigenen düster-kühlen Beat zum „Broken Flowers“-Soundtrack beigesteuert hat. In den übrigen Songs regieren Banjo, Slide-Guitar und Fiddle und bilden die Grundlage für diese Honky-Tonk-Kneipen kompatible Platte. Als ob sie es nie etwas anderes gemacht hätten springen die beiden bestgelaunt zwischen dunklen blueslastigen Songs („Murder in my Mind“, „Two Left Feet“) und bestem Südstaaten-Country mit Bluegrasseinflüssen („Can´t loose“) umher und liefern wie nebenbei noch so hintersinnige Americana-Duette („Medicine Country“, „Blood in the Saddle“) ab, die die Vermutung einer Liaison zwischen Hank Williams und Mother Maybell Carter nahelegen, aus der HOLLY GOLIGHTLY AND THE BROKEOFFS entstanden sind. Und falls das bisher noch nicht klar geworden ist: Mit Plastik-Cowboytum á la THE BOSSHOSS hat das mal gar nix zu tun - auf „Medicine Country“ gibt’s das echte kopierte Amerika.
GeiJ
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