BAND: THERAPY?
ALBUM:

LABEL: Blast Records - VÖ: 16.11.2010
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Zuletzt aktualisiert am: 16. November 2010
1992 kam ein Kumpel von mir nach einem Auslandsaufenthalt in Irland zurück und hatte „Nurse” von THERAPY? im Gepäck. Ich war schwer beeindruckt von diesem kleinen, rohen Noise-Juwel, denn ich hatte zuvor nie von den Iren gehört, obwohl die Band im selben Jahr bereits „Pleasure Death“ und im Jahr zuvor „Babyteeth“ veröffentlicht hatte. Mit dem stilistisch breiter angelegten, legendären Album „Troublegum“ brachten …. den bisher größten Erfolg 1994 auf den Markt. Bereits ein Jahr später legten THERAPY? mit „Infernal Love“ eine Platte mit eingängig-gefälligen Refrains nach. Ein Schnellschuss, mit dem die Band wohl etwas über den großen Teich schielte und eher die Karriere als eine nachhaltige musikalische Weiterentwicklung verfolgte. Das klappte dann doch nicht so ganz und Gründungsmitglied Fyfe Ewing (Schlagzeug) stieg 1996 frustriert aus. Die Band berappelte sich jedoch und brachte seither mal stärkere, mal schwächere Veröffentlichungen, im stilistischen Fahrwasser von Alternative, Metal, Punk und Noise heraus. Zuletzt erschien „Crooked Timber“ in 2009. Nach über 20 Jahren Bandgeschichte steht nun seit Ende 2010 mit „We’re there to the End“ als erstes Livealbum von THERAPY? in den Läden. Es ist ein Geschenk an die Fans, die bisher mit Bootleg-Livemittschnitten vorlieb nehmen mussten, denn das Doppelalbum enthält satte 36 Stücke mit allen musikalischen Perlen. Allerdings ist der Hörgenuss ein zwiespältiges Vergnügen. Denn positiv gesehen kann man natürlich sagen die Aufnahmen seien roh, unverfälscht und authentisch. Tatsächlich ist die Aufnahmequalität aber nicht besser als die eines aufgepimpten Bootlegs. Der prägnante, druckvolle Sound, der die Band auf den Studioalben ausmacht, ist schwer zu erahnen. Und ein echtes Live-Erlebnis können selbst Live-Scheiben mit brillantem Sound kaum bieten. Mit seinem wenig ausdifferenzierten, breiigen Sound ist das Album dann wohl eher ausschließlich was für Fans. Aber hört am besten selbst rein, um euch ein Urteil zu bilden.
Jo Neujahr
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