LABEL: Aggressive Punk Produktionen / Edel VÖ: 29.10.201 |
---|
Zuletzt aktualisiert am: 29. Oktober 2010
Die Band gibt es seit 18 Jahren, und mit ihrem fünften Album auf dem neuen Label Aggressive Punk Produktionen möchte sie sich nicht nur wieder in Erinnerung bringen, sondern sich auch in die obere Garde des Deutschpunk spielen.
MISSBRAUCH spielen druckvollen, schnellen und melodiösen Deutschpunk. Dieser erinnert durchaus auch mal an RASTA KNAST, ALARMSIGNAL, NO EXIT aber auch ansatzweise an DRITTE WAHL. Die Songs sind gitarrenlastig, aber nicht metallisch. Und sehr melodisch. Eine kleine Besonderheit ist der Saxophonspieler, durch den die Band manchmal an die legendären FLUCHTWEG aus Berlin erinnert, die sich leider auf dem Höhepunkt ihrer Bekanntheit zurückgezogen haben und mittlerweile nur noch eine Handvoll Konzerte pro Jahr spielen.
Der Sechser aus München verarbeitet in seinen Texten die Probleme des Alltags und polarisiert in Stücken wie “Vorhang Auf“, “Flächenbrand“ oder “Stasi 2.0“. Die Lyrics sind intelligent und nachvollziehbar, allerdings erzählen sie auch nichts Neues. Da sind die Inhalte von “Augen Zu“, “Scheiße im Schafspelz“, “Hey Staat“ oder “Grauzone“ schon besser. Obwohl auch diese das ‚bekannte’ Thema Nazis bzw. “Grauzone“-Rechtsoffenheit beackern, geben sie doch auch Denkanstöße und sind wichtig (vielleicht sogar bedeutsamer denn je, wenn ich den wieder aufkommenden Nationalstolz und die Deutschtümelei der Massen sehe).
Insgesamt ist es schade, dass das Saxophon relativ wenig zur Geltung kommt. In “Augen Zu“ beweisen die Jungs, dass es auch origineller geht. Insgesamt wäre ein bisschen mehr Mut und Vertrauen in das Blasinstrument besser gewesen.
MISSBRAUCH haben mit “Vorhang Auf“ ein anspruchsvolles Deutschpunkalbum veröffentlicht, was musikalisch überzeugen kann.
Textlich hätten sie etwas mehr rausholen können, obwohl keine Zeile flach oder primitiv ist, aber im Vergleich zur Musik hinken die Texte manchmal etwas hinterher. Trotzdem gehört “Vorhang Auf“ definitiv zu den Scheiben, an denen sich andere Szenevertreter messen können. Respekt, Jungs!
Frank
|