BAND: KATATURA
ALBUM:

LABEL: STF Records - VÖ: 01.11.2010
*
Zuletzt aktualisiert am: 01. November 2010
Wirtschaftlich gesehen sind Labels Unternehmen und Bands sogleich ihre Marken. Marken sind dann besonders stark, wenn sie Alleinstellungsmerkmale haben, also einzigartig sind. Genau das versucht STF Records mit ihrem Schützling KATATURA, indem die Stilrichtung des Quintetts die neuartige Bezeichnung ‚Complex Groove Core‘ bekommt. Recht clever. Denn automatisch stellt sich eine gewisse Neugier ein, was wohl dahinter stecken mag. Ein guter, aber nicht spektakulärer Introtitel leitet die folgenden 50 Minuten recht schön ein und verschmilzt mit „Direction of Death“, der auch ohne große Umschweife losknallt. Die fetten Gitarren klingen voll und klar, sitzen astrein auf die Bassdrum geschmiedet und bieten einen Teppich für die doch herausragenden Vocals. Dem Metal wird oft vorgeworfen, dass nur gebrüllt wird. Aber Sänger Andreas Glathe hat eine sehr gute Technik und bewegt sich in der mittleren Schrei-Lage. Die mal schneidende, mal voluminöse Stimme steigert den Wert der Songs erheblich. Besonders lyrisch sind die Texte zwar bis auf ein Shakespeare-Zitat nicht, aber Schnörkel und Metaphern wären hier auch fehl am Platze. Der Anfang von „e.g.o.“ bedient sich eines weiteren Zitats. Diesmal wurde ein Zen-Meister (nicht der aus dem TV) geschröpft. Die Umsetzung des sehr langen Wortlautes ist jedoch nicht so recht gelungen und steht in einem unpassenden Kontrast zu dem folgenden, erneut sehr einfach gestrickten Text. Die spielerische Präzision aller Bandmitglieder hingegen wird hier dafür wieder umso mehr zelebriert. Nach dem Interlude „Allusion“, welches die Scheibe in zwei gleichgroße Häppchen teilt, folgen mit „Nothing Lasts Forever“ und „Katatura“ noch weitere Highlights. Letzteres ist ein 9-minütiger Epos, der den Stil der Band sehr gut zusammenfasst und sich sogar etwas mehr traut als der Rest des Albums. Ein paar Spitzen steigern die Spannung enorm. Die kühle Stimmung der Platte hat sich bis zum Schluss halten können. Um alles zusammenzufassen: „Complex“ kommt ganz gut hin. Die Songs sind alles andere als typisch strukturiert und bieten dadurch eine langanhaltende Beschäftigung. Leicht widersprüchlich wird das Ganze jedoch beim Groove, denn aufgrund der häufigen Unterbrechungen der Rhythmen kommt dieser oft nicht so richtig zustande. Es dürfte berufstätigen Headbangern also schwer fallen, die richtige Frequenz für die Mähne zu finden. Fürs Laufband demnach auch nicht zu empfehlen. Und zu guter Letzt das „Core“: Ein Anhang, der für modernen, krachenden Sound steht. Ja. Kann man getrost gelten lassen. KATATURA haben es in jedem Fall voll auf dem Kasten. Sie machen Musik, die Aufmerksamkeit und gegebenenfalls auch etwas Affinität zum Genre erfordert, ansonsten kann die Komplexität schnell anstrengend werden. An alle Blastbeat-Fetischisten: Falsche Adresse. Brutal geht´s auch ohne.
pd
 Zurück