LABEL: unundeux / Cargo Records - VÖ: 28.01.2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 28. Januar 2011
Es blutet mir mein Schweineherz, denn der instrumentalisierte Wahnsinn alias JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE nimmt mit dieser vor Wut triefenden Sammlung von Hirnergüssen ein jähes Ende. Es ist tatsächlich das „The Deunion Album“. Wer nach einer Erklärung für diese niederschmetternde Entscheidung sucht, sollte den Player der Bandwebsite aufsuchen. Christof bezieht Stellung im Interview und lindert den weit klaffenden Weltschmerz ein wenig. Wem das nicht reicht, der kann sich dort auch andere über die Trennung aufgelöste Fans anhören. Aufgrund dieses historischen Umstandes ist das folgende Review wohl eher das längste (und sentimentalste) Fazit aller Zeiten als eine detaillierte Aufstellung von Informationen über Sound, Instrumentalisierung und das ganze andere Pipapo.
Was so geblieben ist wie früher: Die Platte scheppert, dass die Balken krachen. Wer noch nie so richtig gebumst wurde, kommt spätestens hier so richtig auf seine Kosten. Das kompromisslose Drauf-Los voll purer Spielfreude fährt nicht nur dem geneigten Hörer wie immer sofort ins Gebein und lässt die Knochen wummern. Halsbrecherische Breaks, destruktive Dynamikwechsel und flippige Fills lassen es einfach nie langweilig werden. Unfassbar, woher die in kürzester Zeit so viel erstsahniges Zeug zaubern, von dem andere Bands 30 Jahre lang Songs basteln könnten. Unfassbar, welch kaum zu steigernde Fähigkeiten die sechs an den Tag legen. Auch die Textcollagen werden einem wieder vorgeworfen wie rohes Fleisch dem wilden Tier und zeugen von der geistigen Unbefangenheit der Grindpunk-Combo. Wortneuschöpfungen und rasiermesserscharfer Sarkasmus verpassen den grauen Zellen Seitenhieb um Seitenhieb.
Was sich verändert hat: Im Gegensatz zu den letzten Auswürfen der selbsternannten Pop-Grinder ist „Kaputte Nackte Affen“ vom Hörgefühl bierernst und eher pessimistisch als humoristisch. Besonders auffällig ist das bei „Bravohotelcrazyhorse“. Die extrem verstörende Stimmung des Tracks ist unterlegt mit Samples aus dem „Collateral Murder“ Video, in dem Zivilisten aus einem US-Helikopter erschossen werden. Auch „Ein blutiger Vormittag“ hat direkten Bezug zu Amokläufen an Schulen und birgt damit wieder flammenden Diskussionsstoff. Das hinterlässt Narben im Gehörgang. Doch auch das steht dem Antlitz der Scheibe ausgesprochen gut.
Was immer so bleiben wird: JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE hat sich in unser aller Herzen eingebrannt und nichts als verkokeltes Fleisch hinterlassen. Es hat uns immer zutiefst mit Ehrfurcht und Begeisterung erfüllt, wie sie das Pferd von hinten aufzäumten und uns ihren Innovationsgeist in unzähligen Longplayern um die Ohren schmetterten. Zum Glück haben sie die Dinge selbst in die Hand genommen und den einst noch zu sterilen Sound und das ein oder andere Metal-Klischee hinter sich gelassen.
Ein deutsches Flaggschiff des Genres holt die Segel ein. Aber man soll ja immer aufhören, wenn’s am schönsten ist.
pd
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