LABEL: Destiny Records - VÖ: 13.08.2010 |
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Zuletzt aktualisiert am: 13. August 2010
2010 war das Jahr der Jubiläumsfeierlichkeiten für viele Bands. Auch TALCO aus Venedig gibt es inzwischen seit 10 Jahren.
Das Berliner Label Destiny hat die Band unter ihre Fittiche genommen und brachte mit „La Cretina Commedia“ das vierte TALCO-Album auf den Markt. Destiny ist seit Jahren als Booking-Agentur ein Begriff. Aber auch als Label, auf dem u.a. die legendäre TERRORGRUPPE einige ihrer Scheiben veröffentlicht hat. Die Zusammenarbeit ist sehr einfach zu erklären: außerhalb Italiens wird TALCO in Berlin am meisten gefeiert. Ihre letzten Konzerte waren fast immer ausverkauft. Insbesondere seit ihrer letzten CD „Mazel Tov“ haben sie immensen Zulauf erhalten. Das ist auch nicht verwunderlich, ist die Platte in meinen Augen doch eine der besten aus dem Bereich Ska-Punk überhaupt. Die Konzerte in der Hauptstadt sind Feste, anders lässt sich das nicht bezeichnen. Wer bei TALCO unbeweglich stehen bleibt, kann nur taub sein.
Mit dem letzten Scheibe war nun die Messlatte so hoch gelegt, dass ich neben großer Vorfreude auch ein bisschen Angst hatte. Die Band hat das Ganze zumindest etwas entkrampft, in dem sie mit „La Cretina Commedia“ eine Art Konzeptalbum veröffentlichen, auf dem das Leben von Giuseppe „Peppino“ Impastato chronologisch vertont wird. „Peppino“ setzte sich nicht nur für die Armen und Machtlosen seines Landes ein, sondern widmete, ursprünglich in berüchtigte Mafia-Kreise hineingeboren, sein Leben dem Kampf gegen die Kartelle. Ein Mensch, der in der heutigen Zeit dringend gebraucht wird (der WAHRSCHAUER berichtet in seiner aktuellen Ausgabe ausführlich darüber). Wer hier allerdings Balladen oder ruhigere Songs erwartet, wird schnell eines anderen belehrt. Ist das Intro noch relativ ruhig und ergreifend, geht es schon mit dem ersten Song „Correndo Solo“ voll auf die Zwölf. Geschwindigkeit und Melodie werden hier grandios verpackt und lassen Einen mal wieder staunen, was die Jungs aus Venedig da komponiert haben.
Der Sound ist insgesamt etwas gradliniger als auf der „Mazel Tov“. Hier wird druckvoller Skapunk mit treibendem Schlagzeug und perfekten Bläsereinsätzen gespielt, der fast nur in Hochgeschwindigkeit aus den Boxen geballert wird. Ein Rausch, dem man sich kaum entziehen kann. Das einem da nach einigen Songs nicht langweilig wird, liegt an dem grandiosen Händchen für Melodien welches TALCO besitzt.
Die runde, harmonische italienische Sprache tut ihr übriges, um jeden Song zu einem Meisterwerk werden zu lassen. Erst „Perduto Maggic“ ist ruhiger, das Lied hat eine sehr ergreifende Melodie, die einen innehalten lässt. Auch hier versteht es die Band Emotionen und Gefühle rüberzubringen.
TALCO ist es aber nicht nur wichtig, dass Menschen zusammenkommen und Spaß haben, sondern dass sie sich zusammentun und etwas bewegen. Deshalb sind die Texte im Booklet auch in Englisch Booklet abgedruckt. Damit kann auch unsereins verstehen, wie „Peppino“ gelebt hat und aus welchen Gründen dieses Album ihm gewidmet ist.
„La Cretina Commedia“ ist durchgängig tanzbar, so dass man es auch nach Monaten immer wieder hören kann, ohne sich zu langweilen. Doch es kann nicht den Level von „Mazel Tov“ erreichen. Das schafft man eben nicht immer.
TALCO sind auf dem besten Wege die absoluten Größen in der Skapunk-Szene vom Thron zu stürzen. Die Italiener sind musikalisch anspruchsvoll, politisch eindeutig auf der richtigen Seite und live eine der besten Bands überhaupt.
TIPP: Große Interviewstory im WAHRSCHAUER #59!
Frank
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