Mestizo hatte es in den letzten Jahren ziemlich schwer. Musikalisch schienen alle Pfade ausgetreten und der Balkan Beat griff immer mehr Fans ab. Nun scheint die Szene einen Ausweg gefunden zu haben. Und der heißt Electro. Wärend neue Bands wie die Columbianer von BOMBA ESTÉREO einen fetten Electrocumbia mixen und mit „Fuego“ schon einen echten Clubhit vorweisen können, setzen „alte Hasen“ wie OJOS DE BRUJO oder WATCHA CLAN immer mehr auf Electro. So auch das Vorzeigeschlachtschiff der Barcelona-Szene LA KINKY BEAT. Nach den beiden grandiosen Werken „Made In Barna“ und „One More Time“ begann man sich mehr und mehr von der Mestizo-Szene abzugrenzen. Die spanischen Lyrics wichen zugunsten englischer und man ließ sich sogar angeblich vertraglich Vergleiche mit MANU CHAO verbieten. Den Übergang vollzog man schließlich mit dem Hybrid KARATE BEAT: songwritingtechnisch noch dem alten Weg verpflichtet, soundtechnisch aber schon sehr elektronisch umgesetzt. Nun liegt mit „Massive Underground“ der endgültig vertonte vollzogene Bruch vor. Denn hier ist nichts mehr Mestizo. Hier regiert der DUB. Ganz klar trägt das Album die Handschrift des hauseigenen Soundsystems CHARLART58. Und wer sich im Vorfeld auf Soundcloud schon mal dessen Dub Sessions angehört hat, wird hier die Blaupause für „Massive Underground“ finden. Ein tolles Album, das wie eine Dub Session ohne Stillstand durchläuft und verdammt gute Stimmung verbreitet. Es fällt schwer einzelne Songs herauszustellen, da die Scheibe quasi aus einem Guss ist und eigentlich nur als Ganzes betrachtet werden kann. Wenn man unbedingt Highlights rauspellen möchte, dann vielleicht das schnellere „Vampires“ oder „Good System“. Letztendlich darf man aber trefflich darüber streiten, ob man hierbei noch von einem LA KINKY BEAT-Album oder einer CHARLART58-Solo-Scheibe sprechen darf. Worüber man nicht streiten sollte ist die Qualität. „Massive Underground“ ist der passende Soundtrack für den Sommer und zum Abschwofen am See oder sonstwo.

thomashu