BAND: GEOFF BERNER
ALBUM:

LABEL: (Mint Records - VÖ: 08.03.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 19. März 2011
Ich fand es immer äußerst unpassend, wenn Leute als Argument für eine Band oder die Qualität ihrer Musik „is´ schon ganz witzig“ anführen. Doch bei dieser Platte trifft das einfach zu. Trotzdem sagt das allein natürlich rein gar nichts über GEOFF BERNER und sein Nischen-Genre aus… Es handelt sich hier um - man höre und staune - jüdisch beeinflussten Folk mit Anleihen aus Pop und Hip-Hop und einer Prise Jazz. Wer sich nun über einen treffenden Neologismus, der das alles in maximal 3 Worten beschreibt, das Hirn zermartern mag - nur zu. Der Opener und Titelsong ist recht rotzig und unstraight. Irgendwie wenig eingängig. Dramaturgisch toll aufgebaut, aber sich hier beim ersten Lauschen sofort einzufinden dürfte sich schwierig gestalten – so dass keine richtige Stimmung und Begeisterung aufkommen kann. Glücklicherweise ändert sich das bereits beim nächsten Titel, der viel dynamischer und sehr tanzbar ankommt. Die traditionelle Instrumentalisierung hat ein bisschen was von einer Zeitreise. Moderner, beatlastiger und ebenfalls toll arrangiert folgt „Wealthy Poet“, der mit Schifferklavier und einem saftigen Kick Hintern tritt und selbst das Holzbein des Veteranen in der letzten Reihe zucken lässt. Spätestens jetzt bekommt man richtig Böcke, den Kerl on Stage zu erleben. Eine sehr passende Erholung bietet „Mayn Rue Platz“, der englische und jiddische Lyrics vermischt. Erstaunlich, wie amorph das wirkt, ganz im Gegensatz zum Mixen von Deutsch und Englisch. In diesem Track erscheinen auch erstmals die weiblichen Vocals, die in der zweiten Hälfte des Longplayers präsenter sind. Dem entspannenden, balladischen Song folgt eine Uptempo-Manie mit Punkattitüde, der nur noch durch das absolute Highlight des Albums getoppt werden kann. „Daloy Polizei“ nämlich ist so mitreißend, dass einfach jeder dem lauten Ausruf ‚hey hey, daloy polizei […] everybody say: fuck the police‘ folgen muss. Der getragene Refrain wird ummantelt von peppigen Strophen, die Lebensfreude versprühen und interessante kleine Storys erzählen. Ach ja, und dann ist da noch „Jail“. Noch so eine Nummer, über die man sich einfach amüsieren muss. Ich zitiere: ‘I am going to jail to get me a new pair of shoes’. Und das kombiniert mit dieser säuferisch-reißerischen Gesangsmelodie. Köstlich. Das inzwischen erheblich gesteigerte Niveau bleibt nun bis zum Schluss erhalten. Diesen kleinen Rest von drei weiteren Titeln kann ich nur jedem empfehlen. Nur Mut. Warum ist das Album nun „ganz witzig“? Eben weil dieser Ruf der unbeschwerten Lebensweise der jüdischen Kultur in dieser Musik zum Leben erwacht. Es ist keine sture Heiterkeit im Party-Modus wie im Pop. Vielmehr ist es das Bewusstsein, dass man auch in schweren Zeiten fröhlich und voller Hoffnung auf bessere Umstände sein kann. Obwohl ich als Außenstehender nicht viel Einblick in das Judentum habe - die Scheibe macht echt was her und ich würd sie glatt auf ´ner Bar Mitzwa auflegen. Und warum nicht auch auf einer regulären Party?
pd
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