LABEL: Aggressive Punk Produktionen / Edel – VÖ: 13.05.2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 09. Juli 2011
In ihrer 20jährigen Geschichte haben POPPERKLOPPER im Deutschpunk viel erreicht. Im Herbst 1989 gegründet, spielen sie seit 1991 / 1992 in einer Besetzung, die den Bandnamen auch verdient hat. Schon mit ihrer ersten EP „Leben im KZ“ sorgten sie für Schlagzeilen in der Szene. Der titelgebende Song zählt immer noch zu einem der bekanntesten des Trios aus der Eifel. Er thematisiert das Leben im KZ, gibt allerdings mit der Zeile ‚…doch irgendwann stirbt jeder Mann, und dann sind auch die Nazis dran…‘ auch Hoffnung. Das alles verpackt in druckvollem, aggressiven Deutschpunk à la SLIME machte die Band schnell bekannt. POPPERKLOPPER sind eine Speerspitze des schnellen und druckvollen Deutschpunk.
Doch gerade die jüngeren Generationen könnten sich fragen, was der Name bedeuten soll. Früher (also vor 20 und mehr Jahren) galten die heutigen Diskoprolls als Popper. Zwischen Punks und Poppern gab es immer Auseinandersetzungen. Diese wurden schon früh von Deutschpunkbands thematisiert, wie von NORMAHL in den Songs „Punks und Popper“ und dem Lied „Popperschwein“. Der Bandname ist also schon sehr oldschool-Deutschpunk, aber immer noch besser als der vieler aktueller Deutschpunk-Combos. POPPERKLOPPER hatten passend zu ihrem Namen und zur aktuellen Zeit von vor 15 Jahren auch ein legendäres Shirt, auf dem die Definition des Wortes Prollo stand. Wollte ich mir immer kaufen, und hab es immer noch nicht. Wer es in gutem Zustand hat, kann sich gerne an mich wenden.
Die Zeiten ändern sich und somit auch die Band. Die folgenden Veröffentlichungen der nächsten fünf Jahre in der Zeit von 1996-2001 waren Scheiben, die mittlerweile ausverkauft sind oder in Zweitauflagen erscheinen. Es waren eindeutig Platten, die nicht nur für die Band prägend, sondern auch für die Deutschpunkszene Meilensteine waren. POPPERKLOPPER wurde in dieser Zeit nicht umsonst als DIE Deutschpunkband gehandelt und schien in die Fußstapfen von SLIME treten zu können. Auf Grund von Umbesetzungen wandten sie sich jedoch jetzt auch dem englischsprachigen Punk zu. Englisch wurden bis dahin nur wenige Titel gesungen, jetzt waren diese jedoch in der Mehrzahl. Mit Patti Patex von SCATTERGUN und CUT MY SKIN wurde nicht nur eine innige Freundschaft gepflegt, sondern auch einige Songs aufgenommen. Stücke, die vielen Leuten auch gefielen, aber die die Band austauschbarer machten. Mittlerweile halten sich deutschsprachige und englischsprachige Texte die Waage, auf Konzerten werden allerdings mehr die deutschsprachigen Songs gespielt, was mir persönlich sehr gefällt, da sie doch die prägenden waren.
Die CD bietet mit 23 Titeln ein chronologisches Best Of-Album von POPPERKLOPPER, was so nicht nur den Werdegang der Band aufzeigt, sondern auch wirklich die besten Songs beinhaltet, die auch Leute, die die Gruppe nicht kennen, immer noch begeistern werden. Davon bin ich fest überzeugt.
POPPERKLOPPER haben sich alleine mit dieser CD ein Denkmal gesetzt.
Aber Band und auch Label wollten den Fans, die ihnen 20 Jahre die Treue gehalten haben, mehr bieten als nur eine schnöde Best Of-Scheibe und so gibt es noch eine DVD dazu. Sie beinhaltet das komplette Konzert vom Jubiläumsgig „20 Jahre POPPERKLOPPER“. Der Sound ist sehr ordentlich. Druckvoll, melodisch und nicht zu sehr unter der Knute der Studiotechnik gekommen, zeigen die 26 Stücke wie es ist, ein Konzert des Trios zu erleben. Trotz der sehr engen Platzverhältnisse gibt es eine gute, abwechslungsreiche Kameraführung. Die Kamera rückt den Jungs so auf die Pelle, dass man die Schweißperlen in den Gesichtern sehen kann. Ohne Zoom würde mir das als Musiker ja sehr auf die Nerven gehen. Bei dem Konzert spielt auch der ehemalige Basser Helge einen Song und auch Patti Pattex ist mit von der Partie.
Noch interessanter als das Konzert ist das Bonusmaterial. Hier zeigt die Band, wie es war, 1993 im Proberaum zu stehen. Ambitionierte, konzentrierte Punks beim gemeinsamen Musizieren. Schon fast süß anzusehen - allerdings ist der Sound brutal schlecht. Klingt wie mit einem altersschwachen Kassettenrekorder mitgeschnitten. Es folgen ein paar Konzertschnipsel. Danach eine irgendwie dadaistisch anmutende Bus-Sequenz, bei der die Band eine Grenze überquert. Alles kaum zu verstehen. Warum sie das auf die DVD gebannt haben, wüsste ich gerne. Aus künstlerischer Sicht sicher was wert, aber ansonsten hat das nur persönlichen Erinnerungswert.
Zum Schluss gibt es noch vier Songs von einem Gig in Moskau aus 2005. Und wer denkt, sein Lieblingsclub hat eine kleine Bühne, der schaue sich bitte ganz genau diese Szenen an. Wie man da noch filmen konnte ist mir komplett schleierhaft. Geht aber gut ab. Der Sound ist auch annehmbar und wenn man mitbekommt, wie sich die Band mit englischen Ansagen abmüht, dann möchte man denen schnell einen Zettel mit der aufgeschriebenen Ansage reichen. Auch sehr interessant ist ein Anzugträger in der ersten Reihe mit Hut. Unter seinem Hut entdeckt man allerdings bunte Haare. Und das Mädel mit dem nagelneuen POPPERKLOPPER-Shirt dürfte insbesondere die männlichen Zuschauer sehr ansprechen.
Fazit: Wer die volle Packung POPPERKLOPPER will, bekommt sie hier! Ein umfassender Querschnitt des Schaffens der Band aus der Eifel und ein Stück Deutschpunk(geschichte).
Auf die nächsten 20 Jahre, Jungs!
Frank
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