BAND: TYLER
ALBUM:

LABEL: Cosmix Records / Rough Trade - VÖ: 25.02.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 02. September 2011
Wow. Es ist selten, dass eine Band mich bereits beim ersten Song überzeugen kann. Schon jetzt kann ich zwar behaupten, dass das Vergnügen meinerseits nicht sehr nachhaltig sein wird, was zum Teil an meinem ausgeprägten Musikkonsum liegt, vor allem aber an der enormen Radiotauglichkeit von TYLER. Jeder Titel der Indie-Pop Combo könnte ein Hit sein. Das extreme Talent und Gespür der Band für eingängige, meist unkitschige Melodien katapultiert die Österreicher sicher bald weit nach oben. Ihr bisweilen recht amerikanischer Touch - der ihre Herkunft völlig überraschend erscheinen lässt - wird dabei sicher behilflich sein. Was macht dieses Album nun so beeindruckend? Zärtlich, fast bescheiden und dennoch peppig startet die Scheibe mit „Brother" und nimmt sofort in den Bann, die Spannungsbögen zwischen den einzelnen Parts lassen wirklich nichts zu wünschen übrig. Der Aufbau ist erste Sahne, die saubere und lebendige Produktion trägt das Übrige dazu bei. Vor allem Herrn Hillebrands Stimme punktet auf ganzer Linie, sie ist klar und direkt, nimmt sich jedoch zu passender Gelegenheit auch die Freiheit auszubrechen. Sie ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen der dreistöckigen Torte namens „Favourite Sin". Mit dem Titeltrack geht es auch in gleichbleibend berauschender Manier weiter, der schick gewobene Soundteppich holt alles aus dem Stück heraus. An dieser Stelle wird deutlich, dass nicht nur traurige Teenies sich durch die leicht betrübte, nachdenkliche Stimmung wie Fische aus einem Fass angeln lassen, sondern auch gestandene Musikfans diesem Trio ins Netz gehen können. Wie ein Universalvirus packt mindestens einer der Titel immer den richtigen Schlüssel zur Seele des halbwegs geneigten Hörers aus und bahnt sich seinen Weg durch Hirn und Herz. Mein persönlicher Liebling ist „Bubblegum", da er noch einen Zacken zarter vorgeht und nicht zwingend bzw. offensichtlich auf einen Klimax aus ist. Zudem steht der Song in einem guten Kontext, der direkte Nachfolger zieht das Tempo drastisch an rüttelt die kleine Schnecke im Ohr wieder wach. Die weise Auswahl einer spannenden Reihenfolge der Songs ist nicht zu unterschätzen. Dies ist hier hervorragend gelungen. Zu guter Letzt möchte ich noch „Scenario" empfehlen, der das letzte Drittel der LP noch einmal in ein völlig neues, erfrischendes Licht rückt. Umso beeindruckender ist dieser Silberling, wenn man beachtet, dass Singer/Songwriter/Gitarrist Lukas Hillebrand zugleich auch Produzent dieser Veröffentlichung ist. Er selbst wusste wohl am besten, wie er seine eigenen Werke erklingen lassen wollte. Diese Stimmigkeit überzeugt, die Corporate Identity der Band haut lückenlos hin. Ein weiterer Punkt, den man sich mal auf den Ohrläppchen zergehen lassen muss, ist die hohe Anzahl großartig abwechslungsreicher Nummern auf dem Album. 14 starke Stücke, insgesamt 52 Minuten musikalischen Genusses warten auf potenzielle Fans. Ich für meinen Teil bin dabei.
pd
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