LABEL: Tuotanto / Playgroundmusic |
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Zuletzt aktualisiert am: 16. Oktober 2011
‚File under Nintendo Rock‘? Hmm. Ich mag Nintendo, und Rock auch. Ob die EP der Finnen aber eine perfekte Hybridisierung darstellt, gilt es zu erörtern. Im Schnitt sind die Songs drei Minuten lang, die Viertelstunde sollte für ein erstes Urteil reichen.
Überraschend ist der rücksichtslose Start mit „Kosketin", völlig unerwartet und rasch klatschen bimmelnde Sounds los, die von dynamischen Powerchords und kräftigen Drums unterstützt werden. Der Sound ist zwar an allen Ecken und Enden gut, wirkt aber insgesamt (außer in den Breaks) sehr überladen, allemal ausgeflippt. Der zweite Titel verlässt sich zu Beginn mal auf ein Gitarren-Lead, statt die Bonbon-Synthie-Sounds auszupacken. Im Chorus, wenn man es so nennen kann, übernehmen sie dann doch die Führung. Im Anschluss kommen das erste Mal Stimmen zum Einsatz, es wird zusammen mit dem Hookriff gescattet, was sehr charmant und witzig klingt. Sobald der flippige Kehrreim wiederkehrt, setzen die Typen noch eins drauf und bringen nach einer kurzen Verschnaufpause, einen dreckigen Chor, der sich wirklich zum Schießen komisch anhört. Das war‘s dann auch schon und die nächste Nummer krächzt mit grungeiger Bassline los, verliert sich aber schnell wieder in einem sehr abstrakten Part, in dem die blecherne, hallende Snare etwas störend auffällt. Vielleicht ist sie für den etwas chaotischen Eindruck verantwortlich. Sehr süß und erfrischend ist ab dem letzten Drittel wieder der ruhige Part, zu früh wird er wieder aufgehoben und geht in schnelle, bald kitschige Gitarrensoli über. Puh, geschafft. Der letzte Titel heißt „Volvo", was zwar eine schwedische Automarke ist, aber die Nachbarn scheinen sich gut zu verstehen. Pathetische Pianomelodie, fixe Powerchords und Trommelgeschrammel. Fast könnte man sagen, es ist Nintendo-Power Metal. Sobald sich die Band wieder auf einen der ruhigeren Parts einlässt, klingt das Ganze wesentlich runder, nicht mehr so übertrieben. Hektisch jagt dann wieder ein Abschnitt den nächsten, man hat kaum Zeit zum Durchatmen. In epischer Weise endet das vollgestopfte Arrangement dann endlich. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Mehr als vier Songs hätte ich davon nicht ausgehalten.
Fazit: Die spinnen, die Finnen. Die Aussage und Zielstellung dieser Musik sind mir unklar. Unterhaltsam und bildend war diese EP dennoch - weiß ich doch nun endlich, was Finnen außer Formel 1 und Saunagängen in ihrer Freizeit so machen. Das musikalische Niveau stimmt zwar, der Sound ist auch nicht mies, aber insgesamt wirken die Aufnahmen nicht wirklich rund, eher wie ein schnelles Experiment von ein paar gelangweilten Musikern, die es selbst als weniger ernst zu nehmendes Projekt ansehen. Schade, die Hybridisierung ist gescheitert.
pd
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