LABEL: CD Baby.Com / Indys – VÖ: 11.10.2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 10. Januar 2012
Wer in den letzten 15 Jahren nicht abseits des alternativen Off-Streams geschlafen hat, wird den Namen Winnipeg mit einigen schönen Musikerlebnissen verknüpfen können. Winnipeg – seltsames Zentrum des Abseitigen, mitten in der kanadischen Prärie gelegen und Heimat großartiger Künstler mit leichten Tendenzen zum etwas anderen. Angefangen mit PROPAGANDHI, über die schlicht großartigen WEAKERTHANS hin zu kleineren nicht weniger mitreißenden Perlenbands wie SIXTY STORIES bzw. ANTHEM RED. Ein kreativer Pool der gegenseitigen künstlerischen Bereicherung, könnte man meinen. Deshalb lohnt es sich eigentlich immer, auch Unbekanntem, das mit dem Qualitätssiegel „born and raised in Winnipeg“ versehen ist, mit offenem Ohr zu begegnen.
Dann ist es schon ernüchternd, wenn man nach dem Hören von „Sofia Nights“ von Manitobas own THE PERMS erkennt, dass da ganz andere Einflüsse als Vorbilder gedient haben. Das Album strotzt nur vor Reminiszenzen an das, was im Mainstream Ende der 90er mal kurz als Punkrock galt und irgendwas zwischen Power-Pop und Sid Vicious-Themen-Kostümparty angesiedelt war. BLINK 182 oder LIT sind die Namen, die da aus den nebligen Tiefen dieser Jahre emporblicken – und aus jeder Pore von „Sofia Nights“ tönen.
Konnte man den historischen Vorbildern eine gewisse Explosivität und vor allem einen guten Riecher, was den Marktgeschmack angeht, nicht absprechen, verhält es sich beim neuesten Werk von THE PERMS leider anders: Bei einigen Songs zündet zwar der Effekt des unbewussten Mitwippens, ohne wirklich von der Musik eingefangen zu werden. „The Mess“ und „Nightshift“ zum Beispiel schaffen schon eine gewisse sommerliche Leichtigkeit, beim großen Rest des Albums handelt es sich aber wirklich um einen sehr dünn gewordenen Aufguss der genannten Inspirationsquellen – und die waren damals schon nicht wirklich innovativ.
Nach Aussage der Band wurde mit dem neuen Album speziell im Bereich Songwriting ein neues Level erreicht – wo genau das angesiedelt sein mag, lässt sich bei Textzeilen wie ‘It’s alright if we party every night (…) it’s my life and I do as I like’ („High School High“) oder ‘We finally got to Mannheim, we were tired and our mouths were dry / Now we gonna have a good time, now we gonna have a really good time – tonight’ („Mannheim“) allerdings nicht so genau feststellen. Ironie? Dadaismus? Vielleicht.
Im Ergebnis klingt das nach gutem Soundtrackmaterial für eine – der vor 15 Jahren ebenfalls sehr präsenten – High-School-Buddy-Komödien nach dem Strickmuster „American Pie“. Und unter diesem Blickwinkel ist das alles so heillos End-90er-Retro, dass es beinahe schon wieder witzig wäre. Beinahe.
GeiJ
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