BAND: BEBE
ALBUM:

LABEL: EMI / Q-Rious Music – VÖ: 10.02.2012
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Zuletzt aktualisiert am: 07. April 2012
Ich kann mich noch erinnern, es war 1999, ich hatte das Prinzip Email bislang nicht ganz verstanden. Das Internet war längst nicht allgegenwärtig und ein Freund aus Uruguay spielte mir eine Sängerin aus Kolumbien vor, die ich ziemlich gut fand. Sie vermischte lateinamerikanische Sounds mit westlich orientierter Pop- und Rockmusik und war in ihrer Heimat ein Star. In Deutschland kannte sie praktisch keine Sau, im Plattenladen stand sie unter Weltmusik und ihr Name war Shakira. Zwei Jahre später war sie plötzlich blond, sang auf Englisch und verkaufte in Europa Alben wie geschnitten Brot. Mit Bebe könnte es einen ähnlichen Verlauf nehmen. Ein Star ist sie in ihrer Heimat Spanien längst, ihr letztes Album (das ich nicht kenne) stieg direkt auf Platz Eins in die Charts ein und hat Platinstatus erreicht. Für den Latin Grammy war sie mehrfach nominiert und einen hat sie gewonnen. Vielleicht wiederholt sich die Geschichte. Vielleicht aber auch nicht. Denn Bebes Mix aus lateinamerikanischen Klängen mit westlicher Pop- und Rockmusik ist wesentlich sperriger. „Un Pokito De Rocanrol" - ein bisschen Rock’n‘Roll - heißt ihr aktuelles Werk, und den Titel kann man wörtlich nehmen, aber eher gefühlsmäßig, nicht musikalisch. „ABC" ist ein mutiger, komplexer Opener auf knapp sechs Minuten, doch hört man Bebes charmanter Stimme einfach gerne zu. „Adiós" klingt genauso fröhlich wie einer dieser minimalistischen Prince-Songs mit Simpelsynthi, in dem Bebe einmal so schnell singt, bis sich die Worte in ihrem Mund überschlagen, heraus purzeln und sich in einem einfachen ‚nananaaa‘ ergießen. Der Titel allein ist ein Grund, endlich Spanisch zu lernen. „Me Pintaré" erinnert anfangs mit straight-trockenem Beat an Peaches. Bebe klingt dabei wie eine ziemlich abgefeimte, verzogene und knallharte Göre. Dritter Song und ich bin ihr verfallen. „Compra/Paga“ ist tatsächlich ein bisschen Rock’n‘Roll, „Tilín“ ist für Funk zu langsam und für Rock zu funky. Den stärksten Bezug zu spanischer Musik hat noch „Sabrás“, setzt aber gleichzeitig auf staubige Americana-Momente. Auf „Un Pokito De Rocanrol" bleibt, ähnlich wie bei der Rechtschreibung des Albumtitels, kein Stein auf dem anderen. Da wird munter drauflos experimentiert, mit Stilen gespielt und keine Rücksicht auf alte Hörgewohnheiten genommen. Falls BEBE mit dieser CD außerhalb Spaniens der Durchbruch gelingen sollte, wird das wahrscheinlich in die Hose gehen. Hauptsache, sie färbt sich demnächst nicht die Haare blond. Oder singt auf Englisch.
JAY
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