Ist das jetzt mutig oder fies von mir, als anerkannter Keyboardphobiker ausgerechnet ZOSCH! zu besprechen? Diese Recklinghäuser, ja was eigentlich, Punk-Synthie-Wave-Popband mit doppeltem, weiblichem Gesang und dabei zwei recht ähnlich-rotzigen Stimmen. So könnten mal THE SOUNDS geklungen haben, wenn sie nie auf die Charts geschielt hätten. Ich tue mich schwer mit Synthesizer-basiertem Punkrock, aber das ist nun wirklich eine reine Geschmacksache. Auf „Birds Don't Lie" finden sich jedenfalls einige ziemlich aggressive Nummern, die einen Klub definitiv zum Hüpfen und Schwitzen bringen können. Die Texte bewegen sich irgendwo zwischen Konsumkritik (in „Dreck" kriegen etwa Fashion-Victims ihr Fett weg) und Entfremdung - klassische Punkthemen also. Wahrscheinlich ist es kein Zufall, dass mir „Abendnot" am besten gefällt, das konventionell auf Gitarrenbegleitung setzt und mit der schönen Zeile ‚angepisst um die Ecke ziehen‘ aufwartet. Das möchte ich irgendwann mal mitsingen. Alle, die nach der Lektüre von „Verschwende deine Jugend" den frühen Deutschpunk der 80er plötzlich spannend fanden, sollten ZOSCH! eine Chance geben. Alle, die Synthies im aktuellen Punkrock unterrepräsentiert finden sowieso.

JAY