LABEL: XI / Beggars Group / Indigo – VÖ: 30.03.2012 |
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Zuletzt aktualisiert am: 19. Oktober 2012
Die ersten Töne klingen nach verstimmtem Cembalo. Keine Ahnung von welch einem Instrument sie tatsächlich stammen. Von einem billigen Synthesizer? Von Saiten, die am Gitarrenkopf gespielt werden? Das ist möglich, denn „Acousmatic Sorcery" soll größtenteils auf Flohmarktequipment eingespielt worden sein. Gruselig klingt das, auf der einen Seite. Seltsam entrückt auf der anderen.
„Acousmatic Sorcery" ist tatsächlich akustisches Hexenwerk. Mal erinnert es an Screamin' Jay Hawkins („Angel Chorus"), mal an den zerbrechlichen Nick Drake, mal an die geisterhaften Aufnahmen von Robert Johnson. Es klingt so, als würde Willis Earl Beal schon ein zweites Leben lang Musik machen - gleichzeitig besitzt die Platte die unschuldige Naivität eines klassischen Debütalbums - und um nichts anderes handelt es sich. Die Lebensgeschichte des Künstlers mit Stationen der Obdachlosigkeit, der schlecht bezahlten Jobs und des Unterkommens bei seiner Großmutter wurde in der Musikpresse ausgiebig diskutiert. Sie erklärt vielleicht, warum die Stimme dieses jungen Mannes so lebenserfahren klingen kann. Gleichzeitig hilft sie über eine Musik hinweg, die ohne diese Hintergrundinformationen stellenweise nervtötend klingen würde - die mit ihnen aber eine ganz eigene Faszination gewinnt. Und genug wirklich schöne, pure Stellen hat das Album allemal: „Evening Kisses" steckt trotz spartanischer Gitarrenbegleitung voller Leben, „Away My Silent Lover" setzt da noch einen drauf - eine Soulnummer, deren Soul nur durch den Gesang entsteht.
Vielleicht hat Beals Gitarre wirklich nur zwei Saiten, vielleicht spielt er auch nur zwei - letztlich ist es egal. Weil es funktioniert.
ThoBe
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