BAND: NOFX
ALBUM:

LABEL: Fat Wreck Chords – VÖ: 14.09.2012
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Zuletzt aktualisiert am: 04. November 2012
1983 gegründet, ließen sich die Kalifornier fünf Jahre Zeit für ihr erstes Album. Seitdem ging es aber jahrelang mit großen Schritten die Erfolgsleiter rauf. Ihren letzten großen Hype erlebten NOFX vor etwa zehn Jahren, als auch dem letzten Sesselfurzer der westlichen Welt klar war, dass es sich bei Bush um den mit Abstand bösesten Mensch dieses Planeten handelte. Die Platte „The War On Errorism“, zwei „Rock Against Bush“-Compilations, auf denen auch Popstars wie NO DOUBT und die FOO FIGHTERS vertreten waren, eine dazugehörige Tour und ihre Punkvoter-Kampagne passten super zum damaligen Zeitgeist und erlösten die Truppe endgültig vom reinen Fun-Image der frühen Jahre. Natürlich erschien das nunmehr zwölfte Studioalbum „Self Entitled“ nun auch am 11. September. Zwölf Stücke mit einer Spielzeit von 30 Minuten müssen dem Zuhörer reichen. Wir vernehmen, wie zu erwarten war, technisch sauber eingezockten, im Masteringstudio stark komprimierten Melodypunk inklusive einfallsloser Gitarrensoli. Ska und Reggae als zusätzliche Elemente fallen diesmal weg, hätten aber wohl auch kaum mehr für Überraschungen sorgen können. Es sind musikalische Lobhymnen auf die eigene Vergangenheit und damit im akustischen Sinne genau das, was ihre Gegner zu Bush-Zeiten für sich beanspruchten, nämlich „Conservative Punk“. Die Musiker geben seit Jahren keine Interviews mehr, was gerne als kritische oder gar ablehnende Haltung gegenüber der Medienindustrie angesehen wird. Der Grund ist vielleicht ein viel simplerer: Sie brauchen sie nicht mehr, sie sind bekannt genug. Anders geht es bei den meisten Bands von Fat Mikes Label, die ständig für Gespräche zur Verfügung stehen. Ihr Geld verdienen NOFX nicht mit radikalen Inhalten oder zum Nachdenken anregenden Schockmomenten, sondern mit einem zur Quasi-Klamottenmarke gereiften Bandlogo, schweißtriefenden Liveshows und einem unüberschaubarem Haufen an Songs. Wer auch nur den Anfang ihrer DVD „Backstage Report“ gesehen hat, weiß, dass es sich hier um vier reiche Spießer handelt, die aus völliger Ratlosigkeit, was sie sonst mit ihrer Zeit machen sollten, in den Flieger steigen, um in China zu spielen. Dort können sie die arme unterdrückte Jugend mit ihren spätpubertären Ohrwürmern begeistern. Zuhause in Amerika wird dann fleißig damit angegeben. Apropos Ohrwürmer, habe ich schon erwähnt, wie lieb ich das Songwriting und den Gesang von Fat Mike habe? Andernfalls hätte ich wohl kaum daran Interesse gehabt, diese Scheibe zu besprechen. Ein kleiner Nachtrag noch zum Thema politischer Aktivismus: 2004 führte ich mit Nanette und Wiebke, damals für Fat Wreck in Berlin tätig, ein Interview, in dem erstere die Hoffnung äußerte, dass Punkvoter nicht mit der Bush-hoffentlich-Abwahl erledigt ist‘ und zweitere sich davon überzeugt zeigte, dass das Projekt ‚nicht nach der Wahl einschlafen‘ werde. Ich habe gerade einmal im Internet nachgeschaut: ‚The domain punkvoter.com may be for sale.‘… Auf conpunk.com wird dagegen fleißig weiter diskutiert.
paul
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