LABEL: Warner Music International - VÖ: 28.09.2012 |
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Zuletzt aktualisiert am: 04. November 2012
Bei SEEED bekommt Ihr was Ihr braucht: Liebe und Bass im Bauch.
Sieben Jahre ließ das mobile Reggae-Sondereinsatzkommando auf sich warten, bis es sich jetzt, wie immer dann, wenn Berlin sich dringlichst etwas auf den Hauptstadthut schreiben muss, zurückmeldet. Zum Glück bedarf es keines vorzeigbaren Flughafens, um mit dem neuen Album abzuheben.
1998 gegründet, mauserten sie sich schnell, durch Songs wie „Dickes B" zu einer der auffälligsten und souveränsten Popgruppen Deutschlands. Spätestens seit dem SEEED mit „Schwinger" die Eröffnungsfeier der Fußball-WM 2006 in München vor knapp 1,5 Milliarden Menschen bespielten und selbst unsere Kanzelerin zum Mitwippen animierten, sind sie aus dem Musik- und Showgeschäft nicht mehr wegzudenken.
Wie schon der Vorgänger „Next!" erscheint das vierte Studioalbum „Seeed" im Herbst. Während man sich 2005 noch fragte, warum die Band den Sommer abwartete, um die Massen zum Tanzen zu bringen, spielt 2012 die Jahreszeit nicht die geringste Rolle. Geschmeidiger Big-Band-Bläser-Sound, der nach routinierter Unterhaltung eines Casinos in Las Vegas klingt, gepaart mit elektronisch geprägten Songs, die die Membranen zum klirren bringen, bewegen sie einen auch bei schlechtem Wetter. Zu hoch gepokert haben die Herrschaften um Pierre Baigorry allerdings nicht. Es ist und bleibt der unverwechselbare SEEED-Sound, der einen aus dem Herzen der Hauptstadt trifft. Kein Lied klingt überladen, überproduziert oder aufgesetzt.
Die 8 hochkarätigen Musiker im Hintergrund haben die 3 Stimmen an der Front zu jedem Zeitpunkt fest im Griff. Alles ist ausgewogen und kontrolliert. Die Kontinuität mit der SEEED Druck, Power und Dynamik vereinen und in die Gehörgänge der Menschen bringen, ist wohl der Grund dafür, warum Männer Mitte 40 noch lange nicht peinlich klingen müssen, wenn sie die schönsten Ärsche der Stadt besingen.
Traditionalisten und Menschen, die mit dem elektronischen Zeitgeist nicht so viel anfangen können, werden sich über Songs wie „Deine Zeit" und „You & I" freuen. Sprachspiele, Großstadtreime und der unverkennbare Patois-Style von Dellé bringen den Dancehall vom Fuß in den Kopf und bei Songs wie „Molotov" doppelt so schnell zurück.
Über die Nachhaltigkeit der zwölf Lieder lässt sich streiten. Womöglich ist „Augenbling" der Track, der der Platte ein Gesicht verleiht, weil er niemanden still stehen lässt. Charismatischer kann man die ewig alte Geschichte zwischen Mann und Frau wohl nicht wie neu klingen lassen, gekonnter kann man die Clubs wohl nicht zum Brennen bringen.
‚Wir sind SEEED - da gibt’s nichts zu googeln.‘ Wenn eine Band ihr neues Album nach sich selbst benennt, ist die Erwartungshaltung klar definiert. Du hörst, was du hören willst, du betanzt, was du betanzen willst. SEEED haben es ohne große Effekthascherei geschafft, ihren Platz auf allen Hörfunkstationen und Konzertbühnen dieses Landes zu verteidigen. Kein musikalisches Manifest aber ein lang ersehntes Lebenszeichen mit Haltbarkeitsgarantie.
C. G.
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