BAND: THE TOTEN CRACKHUREN IM KOFFERRAUM
ALBUM:

LABEL: Destiny / Broken Silence - VÖ: 26.07.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 01. Januar 2014

Falsche CD eingelegt? Ein Klavier-Intro wie bei Moby - dann Synthie-Getröte, plötzlich eine tiefe, männliche Stimme mit strenger Ansage... "Age of Sternburg". Das neue Album der CRACKHUREN mit dem schönen Namen "Mama ich blute" beginnt mit dem Cover einer Band, die norwegisch by nature ist. 

Die Musik ist... nun ja... etwas einfach gehalten: Elektro-Batz-Sounds aus den letzten zehn Jahren, die allesamt schon relativ bekannt sind. Damit ist die Band dann doch näher an den aufs Korn genommenen Zeitgenossen und Gesellschaftsformen dran als erwartet. Aber die musikalische Qualität stand und steht bei DIE TOTEN CRACKHIUREN IM KOFFERRAUM eh nicht unbedingt im Mittelpunkt, sondern das krakeelige Spaß-Element, welches auf exzessivem Live-Touren probiert und unter Beweis gestellt wurde und wird. 

Etwas gewagt finde ich den auf dem Beiblatt stattfindenden Vergleich mit ÖSTRO 430 oder HANS-A-PLAST. Dafür ist die Musik einfach nicht schräg genug, sondern etwas zu kühl und clean. Generell erinnert der Sound – was ganz gut ist - an die Nuller Jahre, wo Berliner Elektro-Clash (gerne feministisch aufgepimpt) schwer angesagt war. Prominenz in Form von Gastsängern (Bela B., Joey Coco und Hyde) sowie Produzenten (diverse Leute von FRITTENBUDE, KIZ und TERRORGRUPPE) ist reichlich vorhanden. 

Unter´m Strich bleibt es auch nach mehrmaligen Anhören nicht einfach zu sagen, ob die Gratwanderung so was wie Prekariats-TV oder doch durch und durch ironisierte Berliner Attitüde ist. Jedenfalls wirkt "Mama ich blute" wie das Hineinspringen ins RTL-II, SAT1, oder wie auch immer – Alptraumland bei gleichzeitig aus Abstand stattfindender Reflexion dieser Formate. 

Eine gute Grundidee mit interessanten und meist weiblichen Personen ist das Ganze allemal. Wenn mehr Wert auf die Qualität der Musik gelegt wird, kann diese Band ein Dauerbrenner im laufenden Jahrzehnt werden. Denn was sagte Neil Tennant von den PET SHOP BOYS neulich (sinngemäß, aus der Erinnerung ins Dokument geschubst) in einem Interview? "Ein Lied ist dann gut und erfolgreich, wenn es die Stimmung und den Zeitgeist einer Gesellschaft einfängt und spiegelt." Und darin sind die CRACKHUREN – was die Texte angeht (als Beispiele mögen zählen: "Ich brauche keine Wohnung", "Geniale Asoziale" und "Verrückt bleiben bitte") - ziemlich gut...

TIPP: Interview geplant im WAHRSCHAUER #63!

El_Nico
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