BAND: THE ICARUS LINE
ALBUM:

LABEL: Agitated / Cargo Records - VÖ: 30.08.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 17. März 2014

"Slave Vows" ist das sechste Album der bereits seit den Neunzigern existierenden Kindern aus der Krachmacher-Straße THE ICARUS LINE. Die Band, welche nicht nur durch kantige Non-Easy-Listening-Musik auffällt, macht auch durch eigenartige Aktionen von sich reden. Sie haben sogenannte alternative Musiker auf dem Korn, veröffentlichen gern mal die Privat-Telefonnummer von Fred Durst, klauen Stevie Ray Vaughans Gitarre oder besprühen den Tourbus von THE STROKES. Sie sind angekotzt davon, wie der Underground – teilweise erfolgreich – glatt gebügelt wird, da sie ebendiesem entstammen und keine Lust haben, ihre Trademarks zugunsten von fetten Verträgen in die Pfanne zu hauen. Auf Tour geben sie alles und fallen auch mal (beinahe) in Ohnmacht vor lauter Verausgabung. Yeah that´s punkrock! Oder Rock´n´Roll, wie er früher einmal war. Nein, früher war nicht alles besser. Früher waren THE ICARUS LINE nicht mit KILLING JOKE und mit THE CULT auf Tour, was im Jahr 2012 zum einen weltweit und zum anderen in Europa Realität wurde.

Fett wird damit angegeben, "Slave Vows" sei das bisher beste Album von THE ICARUS LINE. Das möchte ich nicht beurteilen. Es hat aber auf jeden Fall die stärkste Atmosphäre, da es mehr oder weniger live im Studio aufgenommen wurde. Eine Strategie und Möglichkeit, welche etliche gute Bands in den letzten Jahren für sich entdeckt haben. Gitarrist, Sänger und Konstante der Band Joe Cardamone: 'It´s about capturing performances'. Schon der elfminütige Opener "Dark Circles" zeigt gut auf, was passiert, wenn ungeplant, spontan und wild drauflos gezimmert wird, insofern – so wie hier - Talent vorhanden ist. Joe noch mal: 'I knew I wasn´t going to get the sound I wanted by planning anything. Everything sounds so fuckin´ pre-mediated these days.' Darum werden Songstrukturen zwar gerne aufgegriffen und sind zwischendurch immer mal wieder raus zuhören, aber gleichzeitig werden sie mit Feedback, Lärm, Takt- und Tempowechsel zerstört, wobei die Tracks – im Gegensatz zu dem, was in vielen Rezensionen zu lesen ist - dennoch klare Linien erkennen lassen. Garage, Punk, Rock´n´Roll, Shoegazer, Feedback-Inferno, Krautrock...alles dabei. Die Songs schlingern angenehmerweise vom einem ins nächste Genre und vermischen die Tonspuren und verwischen die Spuren im Sand und im Dreck. Oder vermischen sie die Sandspuren und verwischen die Tonspuren? Kann auch sein.
Andere Krach-Bands wirken neben THE ICARUS LINE so handzahm wie TAKE THAT, da jene meist doch wieder den Weg ins Geordnete finden, anstatt (durchaus gern auch bewusst) gegen die Wand zu laufen. Schließlich will man ja im Radio gespielt werden... Das wird bei THE ICARUS LINE wohl leider nicht so schnell der Fall sein, mit Ausnahme von der John-Peel-Session, wo sie tatsächlich mal waren.

Was wichtig ist: die Ohren zu spitzen. Das Album ist in höchster Lautstärke zu genießen, und dann heißt es: "Willkommen im Rock´n´Roll-Höllenfeuer! Wenn Sie zu nah an den Rand kommen, stürzen Sie vielleicht ab. Ist uns auch schon passiert. Betreten auf eigene Gefahr. Nach THE ICARUS LINE wird auch noch "Helter Skelter" gespielt. Spüren Sie bei all dem Ihren Körper und haben Sie jetzt Spaß und am ansonsten suckenden Leben ebenso!" 

El_Nico
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