Bei MINISTRY OF WOLVES handelt es sich um eine Kollaboration von Alexander Hacke (u.a. EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN, CRIME & THE CITY SOLUTION), Danielle De Picciotto (u. a. CRIME & THE CITY SOLUTION), Mick Harvey (u.a. Ex-NICK CAVE & THE BAD SEEDS, Ex- CRIME & THE CITY SOLUTION) und Paul Wallfisch (musikalischer Leiter des Schauspiels Dortmund). Diese vier haben den Soundtrack zur Theaterproduktion „Republik der Wölfe“ des genannten Dortmunder Theaters komponiert und führen dieses Werk auch live auf der dortigen Bühne auf. Inspiration für die Musik sind die Märchen der Gebrüder Grimm und der Amerikanerin Anne Sexton, die 1971 siebzehn der Grimmschen Märchen neu erzählt hat. Wer jetzt denkt, thematisch seien diese Märchen doch „Kinderkram“ und Theatermusik sei „Kunstgedöns“, der liegt falsch. Denn zum einen sind die Märchenthemen genauer betrachtet von geradezu archaischer Kraft und handeln von Gewalt und Bösem. Da wird beispielsweise eine junge Frau aus Missgunst vergiftet (Schneewittchen), Schwestern verstümmeln sich, um sich die Gunst des reichen Prinzen zu erschleichen (Aschenputtel), eine alte Soziopathin entführt ein Geschwisterpaar, um die Kinder zu töten und ihre kannibalischen Gelüste zu befriedigen (Hänsel und Gretel) und so geht das weiter mit Mord, Totschlag und Folter. Zum anderen ist die Musik auch wirklich klasse, sicher haben die anderen am Projekt Beteiligten gleichberechtigt dazu beigetragen. Vor allem den tollen, fein ziselierten Arrangements merkt man an, dass Multiinstrumentalist Mick Harvey hier seine Finger im Spiel hat, der auch einen Großteil der Vocals beisteuert. Harvey scheint ein Faible für musikalische Projekte und Konzeptalben zu haben. So hat er beispielsweise das Werk des französischen Musikers Serge Gainsbourg ins Englische übertragen, arbeitete mit Ausnahmemusikern wie Namensvetterin P.J. Harvey zusammen und sein 2013 erschienenes letztes Album „Four (Acts Of Love)“ beschäftigt sich mit dem Thema Liebe in all ihren Facetten. Die Komposition zu „Republik der Wölfe“ erinnert mich von den Arrangements her aber in erster Linie an seine Arbeit mit NICK CAVE & THE BAD SEEDS, insbesondere dem großartigen 1996er Album „Murder Ballads“ und ein wenig auch an seine Kollaboration mit Anita Lane. Schöne stimmungsvolle, düstere und spannende Musik.