Nach ihrem Debüt „Bitte recht freundlich“ hatte ich FRONT etwas aus den Augen verloren. So ist deren 18monatige Pause komplett an mir komplett vorbeigegangen.

FRONT spielen nach wie vor ´77er Minimalismus (Post-) Punk mit NDW-Einschlag. Wenn man sich an die alten Sachen von HANS-A-PLAST und ähnlichen Konsorten erinnern kann, dann weiß man ungefähr welchen Sound sie machen.

Die Aufnahmen zu ihrem neuen Werk sind im Studio von Wally Walldorf (TOXOPLASMA) entstanden. Der Sound ist etwas rauer geworden, was den Gesamteindruck aber nicht trübt. FRONT haben sich inhaltlich weiter entwickelt, musikalisch ist es jedoch der Stil den man vom ersten Album kennt. Textlich ist die Band mit Songs wie „Onanie & Alltag“, „Normalität“, „Hamsterrad“ sowie „Halbtot“ zwischen Provokation, kryptischen One-Linern und hasserfülltem Punk unterwegs. Aufzählungen, spröde Zeilen abseits jeder bildlichen Sprache und deprimierende Beschreibungen bilden die Lyrics, die aufgrund der krachigen Aufnahme und dem etwas keifenden Gesang nicht immer sofort zu verstehen ist. Das ist schade, denn die Texte machen viel aus.

FRONT rechnen auf diesem Album mit dem ab, was sie nervt. Das ist verdammt viel und sie sind ganz sicher nicht alleine damit. Gerade wenn gegen die Vorstadt oder die Provinz gewettert wird, kann man das alles absolut nachvollziehen. Und es stellt sich die Frage, warum das so ist. Warum ist die Provinz so wie sie ist? Liegt das an den Menschen, die dort wohnen oder an der gesamtgesellschaftlichen Situation? Diese Fragen beantwortet die Band nicht, aber das Aufrütteln schafft im besten Fall, dass man über Situationen nachdenkt. Und denken hilft, um Veränderungen zu schaffen.

Wer Bands wie THE SHOCKS, ZACK ZACK oder LOVE A mag, wird an FRONT nicht vorbeikommen. Sie sind im Gegensatz zu vielen Möchtegern-Post-Deutschpunk-Bands echt, real und Punk.

Zitieren möchte ich aus „Halbtot“: ‚ …wir sind so geboren, wir sind so geworden,

wir sind so geblieben, halbtot statt abgetrieben.‘

Selbstgefällige Lethargie kontra lebenswertes Leben. Denken hilft.