BAND: BAND OF HORSES
ALBUM:

LABEL: Caroline / Universal – VÖ: 10.06.2016
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Zuletzt aktualisiert am: 22. Juni 2016

Wenn sich jemand erlauben kann, eine Platte mit dem Rausschmeißer zu eröffnen, dann die Indie-Veteranen BAND OF HORSES. Der erste Track „Dull Times / The Moon“ ist ein Doppelstück und startet zunächst über fünf lange Minuten hinweg mit einem hypnotischen Bassriff, zart bedeckt mit einem seidenen Tuch aus hallenden Gitarrenakkorden. Die Vocals lullen einen so lange ein, dass man den plötzlichen Wechsel auf den wuchtigen Rockpart am Schluss beinahe verpennt. Ab hier ist Schluss mit Dreampop – kaum brechen die Drums los, springen die Funken zwischen den Synapsen über und das Album bahnt sich seinen Weg in den Hypothalamus.

So wie man Zauberer nicht nach ihren Tricks fragt, so seien hier auch einmal Tontechnik und fachliche Klugscheißerei irrelevant – denn es gibt keine Baustellen, das Album ist handwerklich perfekt, verspielt, aber immer songdienlich gestaltet. Viel spannender ist daher der Blick auf die Emotionen, die BAND OF HORSES aus den verkalkten Herzen ihrer Hörer schaben. Schon der Albumtitel „Why Are You Ok“ stellt mehr als eine Frage, über die man sich lange den Kopf zerbrechen kann.

Der zweite Song „Solemn Oath“ verführt zunächst mit vorsichtigem Gezupfe an den Saiten, stampft dann aber bedenkenlos nach vorn, sodass man fast zum Headbangen verleitet wird. Diese raffinierte Dynamik ist ein der Markenzeichen dieser Platte. Schön ist, dass dabei die Drums keine Scheu zeigen. Sie sind der Gefühlsverstärker für alle anderen Elemente der detailverliebten Arrangements. Auch beim deutlich langsameren, fast schleppenden „Hag“ wird man von Eindrücken überwältigt, mit Liebe geflutet.

Zwar strotzt „Why Are You Ok“ vor zeitlosen Momenten wie diesen, doch „In A Drawer“ ist die Essenz der Brillanz des Albums. Allein die erste Zeile „sittin´ on a bearskin rug, listenin´ to grandpa talk” malt einem ein herzlich warmes Bild aufs Trommelfell. Zwar klingt der Chorus eingängig und fesch, zugleich ist er aber mehrdimensional und ambivalent. Auch der Spaß kommt nicht zu kurz: So wirkt „Country Teen“ wie eine Persiflage auf die Landjugend der USA. Trotz heftiger Country-Anleihen wie Bottleneck-Riffs fällt der Song nicht aus der Rolle, sondern trägt zur Vielfalt des lieblichen Bouquets bei.

Für Fans der Art „Früher-War-Alles-Besser“ wird der nächste Satz wie eine Sünde klingen: „Why Are You Ok“ ist das wohl stärkste Album von BAND OF HORSES. Sound, Lyrics und Songwriting bilden eine heilige dreifaltige Symbiose. Unnachahmbar, unerzwungen. Auf einer Skala von „naja“ bis „perfekt“ erhält diese Platte das Prädikat „unglaublich“, und zwar im besten Sinne.

pd
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