LABEL: Nois-o-lution/Indigo – VÖ 4.4.2008 |
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Zuletzt aktualisiert am: 05. Mai 2008
Ein Musiker, der auf einem (Ego-)Trip um die Welt ein Album mit lokalen Künstlern seiner Reisedestinationen aufnimmt? Das Konzept verspricht Schlimmstes: Ethno-Kitsch, uninspiriertes, aber (immerhin) exotisches Geschwurbel, fehlende Konsistenz und Songs, bei denen man schon die Jam-Session, aus der sie entstanden sind, miterlebt haben müsste, um ihnen etwas abgewinnen zu können. Andererseits: Auf der Platte prangt ‚FIREWATER ’ und unter diesem Namen wurde bisher noch nichts veröffentlicht, was nicht als hervorragend, eher noch als grandios zu bezeichnen wäre. Tatsächlich fügt sich ‚The Golden Hour’ nahtlos in die ununterbrochene Reihe toller FIREWATER-Alben ein. Vermutlich ist es Tod Ashleys Stimme und seinem musikalischen Geschick zu gleichen Teilen zu verdanken, dass ‚The Golden Hour’ trotz allem homogen, stimmig und eben sehr nach FIREWATER klingt. Die Parts, die er in Hotelzimmern von Reisebekanntschaften hat einspielen lassen, wirken tatsächlich eher wie schmückendes Beiwerk. Unter diesem Eindruck erscheinen auch die älteren FIREWATER-Alben in einem anderen Licht und man beginnt zu ahnen, dass auch deren Balkan- und Tom Waits-Einschlag nur Kostümierung für eigentlich altmodische Rockmusik war. Bei ein paar der neuen Songs, die allzu beschwingte Töne anschlagen, vermisst man den sonst so kennzeichnenden Schwermut, der auf älteren Veröffentlichungen immer das willkommene Gegengewicht zu dem energetischen Songwriting der Band gestellt hatte. Aber erstens dürfte das die Band für die Mehrheit nur zugänglicher machen und zweitens sind die melancholischen Stücke nach wie vor in der Überzahl. Nähert man sich dem Album auf Ebene der Texte, fällt auf, dass Ashley auf seinen Reisen durch die Welt, nur umso mehr um die eigene Person gekreist zu haben scheint, was wiederum ein Faktor sein mag, der die Platte davor schützt, sich in eklektischer Beliebigkeit zu verlieren.
Nachdem Fans der Band lange Jahre bangen mussten, ob überhaupt noch einmal etwas von FIREWATER zu hören sein würde und danach die ersten Gerüchte über ein neues Album zweifeln ließen, ob es mit den Vorgängern viel gemein haben würde, kann hier das denkbar positivste Fazit stehen: ‚The Golden Hour’ ist ein frisches und dennoch typisches FIREWATER-Album geworden.
Tipp: Interview in WAHRSCHAUER #56 (Anfang Juni 2008)
Ferdi
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