Der Mitteleuropäer unserer Tage verdankt seinen Reichtum und Lebensstandard zahlreichen Rohstoffen und Bodenschätzen, die in seinen Breitengraden gar nicht existieren. Tropenhölzer, Gold, Silber, Uran, Erdöl, Diamanten und Metalle wie z.B. Tantal oder Niob, wichtig für die Herstellung von Mikrochips und -Prozessoren für Mobiltelefone und Laptops, werden aus fernen Ländern wie z.B. dem Kongo importiert. Aber: Kongo Bololo, Kongo ist bitter. Denn in seltensten Fällen werden faire Preise für Rohstoffe wie die oben genannten gezahlt. Vielmehr sind es privilegierte Minderheiten und korrupte Politiker, die an deren Abbau verdienen. Die arme Landbevölkerung, die für den Abbau von Edelmetallen vertrieben und hierbei in vielen Fällen zu sklavereiartiger Arbeit gezwungen wird, sieht nichts vom Gewinn. Hiervon handelt ”Kongo Bololo“, das erste Album der Rapformation LOPANGO YA BANKA. Unter der Diktatur von Joseph Désiré Mobutu verließen Buza und Magenge, die Gründer von LOPANGO YA BANKA ihre Heimat und flohen nach Deutschland. Trotz Flüchtlingslagern, -heimen, Behördenterror, Schikanen der Polizei und Rassismus blieben sie hier, engagieren sich in dem von ihnen gegründeten Verein Ezibeli e.V. für Flüchtlinge aus dem Kongo und machen außerdem Musik. Buza und Magenge möchten die Menschen ihres Landes ermutigen, sich für dessen Zukunft einzusetzen, gegen Willkür und Korruption zu kämpfen und aktiv an der Zukunft der Demokratischen Republik Kongo zu arbeiten. Nebenbei thematisieren LOPANGO YA BANKA religiösen Irrsinn, Bildungsnotstand und soziale Probleme wie Straßenkinder und Prostitution. Im Gegensatz zu zahlreichen Rappern, die zu stumpfen Bassbeats frauenfeindliche und Gewalt verherrlichende Hasstiraden husten hat, diese Band eine Botschaft und orientiert sich an moderner afrikanischer Musik. Um ihre Inhalte schlüssig zu machen und gleichzeitig eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Kongos zu schlagen, haben LOPANGO YA BANKA verschiedene Skits - also Ausschnitte aus Reden und Interviews - zwischen verschiedene Musikstücke von ”Kongo Bololo“ platziert. So sind hier Ausschnitte aus Reden von Patrice Lumumba, dem ersten demokratisch gewählten und 1961 ermordeten Ministerpräsidenten des Unabhängigen Kongo und Teile einer Ansprache der im Exil lebenden ehemaligen Präsidentschaftskandidatin Thérèse Landu zu hören. Außerdem kommt der Ne Muanda Nsemi zu Wort, Gründer der Bürgerrechtsbewegung Bundu Dia Kongo und Abgeordneter der Opposition im Parlament. Dieser fordert Rede-, Presse- und Meinungsfreiheit für sein Volk. Auch wenn man mit der auf ”Kongo Bololo“ enthaltenen Musik seine Schwierigkeiten haben kann - LOPANGO YA BANKA sind eine unterstützenswerte, ernst zu nehmende Gruppe junger Leute, die sich im Gegensatz zur Mehrheit ihrer (deutschen bzw. französischen) Landsleute Gedanken über die aktive Mitgestaltung der Zukunft macht anstatt Missstände zu akzeptieren und zu beklagen. Hoffentlich findet diese Idee zahlreiche Nachahmer.

johnniecolt