Früher hat man vielleicht im Kinderzimmer zum Synthie/Elektro-Pop der 80er aus dem Radio abgezappelt und mit dem Gameboy gezockt… mittlerweile glaubt man erwachsen zu sein und Rock´n´Roll steht hoch im Kurs. Wer beides miteinander verbinden will, ist bei den Japanern von POLYSICS voll bedient, denn die ausgeflippten Ausrast-Ausklinkungen dieses stets orange overallten Quartetts gehen gut in die Ohren und setzen Hormone der Unbeschwertheit frei. Der Opener „Moog is Love“ kommt gemütlich dahergerollt und man scheut sich hier - wie bei weiteren Songs der Scheibe - auch nicht, Songtexte komplett in Englisch zu nutzen, auch wenn diese sich beim ersten Hören aufgrund der verrückten Verschnörkelung der Melodien, die man bei anderen Bands wohl als kitschig und übertrieben bezeichnen würde, kaum von den japanischen unterscheiden lassen. Songs wie das Titelstück, „Rocket“ oder „Blue Noise“ können dank des new wavigen Nintendo-Rock Sounds und der Dancedynamik gut mitreißen. Das Drumcomputing für das „E- Feeling“ unterstützt das Akustikschlagzeug hierbei nachhaltig, und auch die vielseitige Verwendung von sonst albernen Midi-Sounds fügt sich gut in die Musik ein. Mastermind Hiro hält hier also erneut eine Menge Überraschungen in den - ziemlich kurzen - Songs parat, so dass es dem Hörer extrem in die Extremitäten fährt. Ein Problem haben sie seit dem Vorgänger „Polysics or Die“ jedoch noch nicht in den Griff bekommen, denn nicht selten beschleicht einen das Gefühl, dass der eine oder andere Track als Lückenfüller fungiert, weil er weniger interessant klingt. Die Platte kann daher den sehr guten Standard nicht durchgehend halten. Auch wegen des recht einfachen Songwritings ist dieser Silberling sehr eingängig und deshalb leider, wie es mit allem ist was schnell fetzt, recht kurzweilig. Das Artwork ist stilgerecht und schlicht in Orange gehalten und im Booklet findet man eine Fotoserie mit Detailfotografien. Fazit: Man sollte sich eine Scheibe von der Band abschneiden und sich zur Abwechslung mal weniger ernst nehmen!

pd