Joann Sfar ist ein Star der französischen Comicszene. Er hat das Cover der aktuellen AMSTERDAM KLEZMER BAND-Platte ”Zaraza“ gestaltet und die Musiker mit den Worten ”Für mich klingen sie wie die Klezmerversion der POGUES“ geadelt. Klezmer ist die traditionelle Musik der jüdischen Osteuropäer. Und obwohl die AKB hier ihre Wurzeln hat, klebt sie nicht sklavisch an vergangenen Tagen oder bemüht sich gar gewaltsam um Bezug zur Vergangenheit. So wurde aus ihrem ursprünglich rein akustischen Material eine sehr zeitgemäße Musik, die zuletzt auch live unter Mitarbeit zweier DJs dargeboten wurde und somit auch für ein junges Publikum sehr attraktiv wurde. Das letzte Album der Niederländer, ”Remixed“, wurde konsequenterweise von prominenten Kollegen wie Shantel oder Russendisko-Yuriy Gurzhy mitgestaltet. Groß war und ist die Begeisterung über den gleichermaßen herkömmlichen und modernen, variantenreichen und stets tanzbaren Sound. Auf ”Zaraza“ wenden sich die sechs Musiker und ihr ukrainischer Sänger wieder eher Tradition zu. Hierbei greifen sie jedoch nicht wie in Notwehr auf Standards zurück, sondern liefern 15 Eigenkompositionen, die trotz ihrer rein akustischen Umsetzung durch Facettenreichtum und ebenfalls wieder große Tanzbarkeit bestechen. Hierbei sind Einflüsse aus dem gesamten ehemaligen Ostblock sowie dem Nahen Osten zu verzeichnen. Was mich persönlich etwas stört, ist das Übergewicht von rein instrumentalen Titeln, das mit einem Verhältnis von 10:5 zu Ungunsten regulärer, also gesungener Songs ausfällt. ”Zaraza“ ist übrigens das polnische Wort für ”Epidemie“- wer sich das Album anhört, braucht einen verdammt guten Ohrenarzt, um hiervon nicht angesteckt zu werden!

johnniecolt