LABEL: Hazelwood Vinyl Plastics/Indigo - VÖ: 14.11.08 |
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Zuletzt aktualisiert am: 24. November 2008
Möglicherweise bedürfen DM Bob und Jem Finer kurzer erklärender Worte. Der eine, Bob, ein aus New Orleans stammender Kumpel der englischen DJ-Legende John Peel, Maler, Englischlehrer der Brüder Klitschko und Vollzeitchaot; der andere, Jem, zusammen mit Shane McGowan Gründer der Folkpunkkapelle POGUES, tourte mit dieser Band im Vorprogramm U2 und THE CLASH um die Welt, dreht Filme und arbeitet am Astrophysischen Institut der Universität Oxford.
Zusammen haben nach ”Bum Steer“ (2005) ein weiteres Meisterwerk in Sachen Lo-Fi Country Trash eingespielt. Aus Cajun, Garagenpunk, schräg-kernigem Humor und Spaß, den man hören kann, haben sie ”Piranha“ kreiert. Der gleichnamige kleine Raubfisch, gewöhnlich am Amazons beheimatet, ist für seine Gefräßigkeit gleichermaßen bekannt und gefürchtet. Auch wenn der musikalische Piranha aus dem Hause Hazelwood in Frankfurt/Main keinen großen Arschtritt für die Musikindustrie bedeuten mag, so sehe ich darin zumindest einen herzhaften Biss ins Hinterteil all jener, die Qualität und Quantität verwechseln und Kreativität mit Überproduktion zu kompensieren versuchen.
Bob und Jem pfeifen gründlich auf ausgefeilte Arrangements, feine Klangnuancen, mögliche Erfolge in fragwürdigen Radioshows und seicht-oberflächliche lyrische Platitüten. Stattdessen gibt’s von ihnen ruppigen Country und bissigen Punk, dargeboten von trötenden Bläsern, schrammeligen Gitarren, klackernden Banjos und schaurig-schöner Steelguitar. In ihren Texten drehen die beiden sich um leer gesoffene Minibars in verdreckten Motelzimmern, Glücksbringer kotzende Hunde, Außerirdische und manch anderem, was wir schon immer wissen wollten, uns aber nie zu fragen trauten.
Wer auf Alternative Country, Hasil Adkins, MOLDY PEACHES, die Platten aus dem Jasue Voodoo Rhythm oder auch die ROLLING STONES der 1960er Jahre steht, braucht dieses Album. Und wer auf andere Musik steht, braucht es auch.
johnniecolt
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