Mehdi Haddab, Chef der französischen Band SPEED CARAVAN, ist ein Virtuose auf der Oud, einer im Mittelmeerraum verbreiteten Form der Laute mit kurzem Hals. Dieses Instrument, auch in der nordafrikanischen Folklore oft zu finden, spielt er jedoch elektrisch verstärkt, wodurch ein völlig eigener Rocksound entsteht. Zusammen mit seiner Band spielte er drei Jahre lang nur live, bevor SPEED CARAVAN ihr Debütalbum aufnahmen. Und diese Erfahrung, die Spontaneität, die auf Festivals der ganzen Welt gesammelte Reife spürt man auf ”Kalashnik Love“. Wüstenhitze, unerbittliche Sonne, endlose Weite, große Menschenmengen, überfüllte Straßen, Feste und Tanz, Dreck, aber auch Menschlichkeit, Melancholie und Herzenswärme werden hier hörbar. Die Musik selbst, eine Mischung aus warmen, traditionellen Klängen, trockenen CHEMICAL BROTHERS-Beats und einem Schuss unterkühlter New Wave-Depressivität von THE CURE, deren Skandalsong ”Killing An Arab“ hier als Coversong enthalten ist, schafft einen Spagat aus der Vergangenheit in unsere Zeit. Genau wie die Kanadier von THE TEA PARTY gelingt es SPEED CARAVAN, Folklore und Rock in nicht nerviger, unaufgesetzter Art und Weise zu verknüpfen. Tanzbar und doch nachdenklich, modern und doch völlig losgelöst von räumlicher und zeitlicher Fixierung. Gemacht aus bekannten Materialien und doch ganz neu, ganz eigen, ganz großartig. Ein echter Hinhörer für beinharte 80s-Freaks, Fans klischeebefreiter Weltmusik und alle, die sich stilistisch dazwischen sehen oder sich gar nicht festlegen möchten.

johnniecolt