LABEL: Sire Records/Warner - Vö 04.06.2010 |
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Zuletzt aktualisiert am: 29. Juni 2010
Als AGAINST ME! mit der Veröffentlichung ihres letzten Werkes „New Wave“ einen Wechsel zum Major-Label vollzogen, war das in solchen Fällen übliche Geschrei der Indie-Szenepolizei groß. Aber der Wechsel vom Indie- zum Majorlabel muss ja nicht zwangsläufig Ausverkauf, Verrat und Kommerzialisierung bedeuten. Das Majordebut von AGAINST ME! geriet zwar nicht mehr ganz so energetisch-wütend wie zuvor „Searching for a former Clarity“ und hatte mehr Pop-Appeal, aber schließlich kann eine Band nach Jahren und der Veröffentlichung diverser Alben schlecht so tun, als sei sie immer noch so jung, unerfahren, roh und anarchisch wie zu Beginn der Karriere. Und „New Wave“, produziert vom berühmten Butch Vig bot tolle Songs und hatte trotz größerer Eingängigkeit allemal genug Zähne.
Das neue Werk „White Crosses“ wurde wieder von Butch Vig produziert und bietet eine Hymnen-Dichte wie kein Album zuvor. Die Songs sind eigentlich allesamt toll. Das Problem ist die glatte, cleane Produktion. Butch Vig hat das Album derart glattgebügelt, dass selbst Tom Gabels eigentlich markantes Organ wie mit Kreide bestäubt daherkommt und kaum wiederzuerkennen ist. Einzelne Stücke sind kaum hervorzuheben, da sie soundmäßig derart gleichförmig klingen, dass sie austauschbar werden. Butch Vig, Produzent von NIRVANAs „Nevermind“ ist sicher eine Produzenten-Legende, neigte aber schon beim eigenen Bandprojekt GARBAGE von Album zu Album zu immer übertriebenerem Produktions-Perfektionismus und produzierte damit immer seelenloseren Plastiksound. Dasselbe ist bei „White Crosses“ passiert. Schade, mit etwas mehr Profil, also einer raueren Produktion, hätte das ein großartiges Album werden können. So ist es trotz der guten Songs gerade `mal okay. Man kann AGAINST ME! nur raten, Butch Vigs Telefonnummer wegzuschmeißen und das nächste `mal `nen Produzenten wie Steve Albini anzurufen.
Jo Neujahr
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