Für das, was Ende der 90er mit „Emocore“ und seit Beginn des neuen Jahrtausends mit weiteren unzähligen Namen mehr versehen wird, gibt es ein paar Bands, die als Ursprung dieser Entwicklung gelten dürfen. Neben BIOHAZARD sind da aus der New Yorker Szene vor allem LIFE OF AGONY als ‚Gründerväter‘ zu nennen - haben sie doch mit ‚River Runs Red‘ einen Klassiker geschaffen. Nach einem ziemlich Hänger Mitte des letzten Jahrzehnts und den eher unglücklichen Solo-Ausflügen von Keith Caputo wollte die Band im vergangenen Jahr eigentlich nur ein paar ausgewählte Shows spielen, bei denen ‚River Runs Red‘ im Mittelpunkt stehen sollte. Der große Erfolg dieser Shows lässt sich im hier vorliegenden Mitschnitt begutachten, der im Package einer DVD und beiliegender Live-CD veröffentlicht worden ist. Da ich mit dem Album aufgewachsen bin, ist es mir so vertraut, dass ich ohne Einschränkungen Spaß an der Live-Version haben kann. Allen anderen (vor allen denen, die bis jetzt noch nichts von LIFE OF AGONY gehört haben) sei dieses Album ans Herz gelegt, weil es zeigt, dass manchmal Jahre ins Land gehen müssen um zu sehen, ob ein Album wirklich das Zeug zu etwas Großem hat. ‚River Runs Red‘ hat diesen Test zweifellos bestanden, die Texte haben nach wie vor nichts von ihrer damaligen Aktualität und unterschwelligen Hoffnungslosigkeit eingebüßt, die Musik ist nicht mehr so spannend neu, wie sie es zu Beginn der 90er war, ist aber das, was man im besten Sinn der Wörter als ‚soliden, harten Rock‘ bezeichnen kann. Gepaart mit einem Sänger, der noch halbwegs singt und nicht einfach nur schreit, brüllt oder kreischt, so dass man kein Wort mehr verstehen kann, wenn man sich nicht irgendwelche Lyric-Sheets im Netz zusammensucht (die Veröffentlichung von Texten in Booklets ist ja leider auch kein Standard mehr). Zum 20. Geburtstag meine herzlichen Glückwünsche an eine Band, deren erste drei Alben mit Sicherheit zu den bahnbrechenden, weil für ein junges Genre ungemein wichtigen Alben gehören.

bexx