unundeux / Cargo - VÖ 02.09.2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 15. Oktober 2011
München. Feierwerk. Ein muffiges Kabuff, stickige Luft. Clubatmosphäre. Volles Haus. Dies war ein schicksalsträchtiger Tag. Schreihals Bony hatte Geburtstag. Wie auch ich. Erst einen Tag zuvor erschien mit „Kaputte nackte Affen“ das letzte Studioalbum aus 13 Jahren Bandgeschichte. Nun ging mit diesem Konzert offiziell die verrückteste Grind-Metal-Combo Deutschlands unter. Für alle, die es nicht miterleben konnten und deshalb schon zum Strick griffen: Hier nun nachträglich diese schicke Aufzeichnung in Bild und Ton. Es gibt eben immer einen Grund, weiterzuleben.
'Danke, dass ihr alle so zahlreich zu unserer Beerdigung erschienen seid.', verkündet Bony. Doch Tränen vergießt hier niemand, höchstens Blut und Lymphe. Die Hi-Hat auf Augenhöhe und die Bassdrum voll im Griff rackert sich Christof Kather von der ersten Sekunde an seine Knochen zur Sau. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk prügelt er die Seele aus den Kesseln und treibt seine nicht ganz zart besaitete Bagage volle Kraft nach vorn. Was das Sextett hier auf die Bretter brettert, sieht wirklich nach harter Arbeit aus. Schnelles Geschrammel an Klampfe und Bass, wildes Gekeife an den Mikros. Kein Wunder, dass die keinen Bock mehr haben. Aber Ernst beiseite: Die Mühe lohnt sich, denn die metallischen Lärmfreunde in der Prügelgrube rasten völlig aus, statt zu rosten. Die Bühne ist ohnehin nur eine Haarlänge hoch, die Nähe zum Publikum macht sich bezahlt. Genau so sympathisch ist es auch, dass die Band nach Abschluss des Konzertes noch mit den Fans einen hebt.
Die Soundqualität der DVD ist für ein so verhältnismäßig kleines Event echt gut durch und trotzdem saftig, um nicht zu sagen blutig. Denn es liegt Hämoglobin in der Luft. Wie gesagt: Der Moshpit tobt. 'Es gibt Menschen, die streuen sich Kaffeeweißer als Lines auf und drehen dann ein Video. Das heißt dann „Verrat am Metal‘“' Ja, Sprüche solchen Kalibers ist man von JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE gewohnt. Sie sind, nein, waren eine wandelnde Satire. Ich muss an das Interview vom letzten Jahr denken. Dort teilte mir Christof sinngemäß mit, dass Becks-Bier für Anzugschweine eine feine Entschädigung der ganzen verschwendeten Lebenszeit sei. Getreu dieses Corporate Behaviors säuft Martin live on stage das Bremer Modebräu. Wem´s schmeckt. Offensichtlich hilft es ihm dabei, ins Mikro zu rülpsen bzw. zu grunzen. Die verschiedenen Kameraperspektiven - mal weitwinklig und verpixelt, mal wackelig mitten aus dem Publikum - passen gut zu den krachigen, hektischen Songs. Schade nur, dass der Gig trotz der insgesamt 25 Songs nur auf eine knappe Stunde Spielzeit kommt. Menschlich wie man ist, will man doch immer lieber etwas mehr. Doch die Höchstleistung, die JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE an diesem Abend zeigten, ist beachtlich und unvergessen.
Das spärliche, dennoch ansehnliche Bonusmaterial reißt es zwar nicht gerade raus, unterhaltsam ist es allemal. YouTube dürfte bezüglich kleiner Clips, mithilfe derer man seine Stalking-Zwänge ausleben kann, wesentlich ergiebiger sein. Insgesamt hält die DVD aber was sie verspricht: Es ist ein Abschiedskonzert und für viele noch immer trauernde Fans sicher eine schöne Erinnerungsstütze bis ins hohe Rentenalter. Bei solcher Loyalität der eigenen Anhänger können TAKE THAT nur erblassen.
pd
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