Iron Pages - VÖ Juni 2008 |
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Zuletzt aktualisiert am: 04. September 2008
Bereits 2006 erschien die englischsprachige Ausgabe dieses Buches – zu einem Zeitpunkt, als sich die Ikone des Phänomens Punk gerade via SEX PISTOLS Reunion-Tour (die wievielte?), dem TV-Dschungel-Spektakel „I’m a Star – Get Me out of here!“, der Weigerung der PISTOLS zur posthumen Aufnahme in die Rock’n’Roll Hall of Fame und dem 30-jährigen Jubiläum von Punk auf den Titelseiten und in den Feuilletons auf der ganzen Welt wieder fand. Das wiederum erklärt die kulturhistorische Wichtigkeit der SEX PISTOLS im Allgemeinen und der Person Johnny Rotten/John Lydon im Besonderen, und bestätigt den gesamten sozialen und kulturellen Einfluss der frühen Punk-Bewegung, den die SEX PISTOLS initiiert hatten, und dessen Auswirkungen bis heute noch spür- und sichtbar sind. Grund genug also, sich mit diesem Thema ernsthaft auseinander zu setzen, einige namhafte, seriöse (Rock-)Autoren zu scharen und eine Sammlung herauszubringen, die sich von der Unmenge bereits erschienener (und leider meist miserabel recherchierten) Bücher absetzen. Im vorliegenden Buch handelt es sich dabei u. a. um „Groovy“ Greil Marcus (der in dem zweifelhaften Ruf steht, in jedem Hundefurz die Ästhetik des selben und seinen Zusammenhang mit der Geschichte der postindustriellen Kultur der westlichen Welt im 20. Jahrhundert wissenschaftlich belegen zu können), Kris Needs (ZigZag magazine, CLASH-Biograph & Sänger der
legendären VICE CREEMS), Legs McNeil (Punk magazine, NY), Pat Gilbert (Mojo magazine & Autor, ebenfalls CLASH-Biograph) und verschiedenen anderen, dem Laien hierzulande weniger Bekannten...
Während sich die meisten Publikationen dieses Genres ausschließlich mit der bereits weidlich bekannten und kurzen Geschichte der PISTOLS beschäftigen, beginnt hier mit dem Ende der Band und der Wandlung der Person Johnny Rotten zu John Lydon die längst fällige Fortsetzung und beschreibt reich bebildert die Ära des Post-Punks unter Einbeziehung der Folgeband PUBLIC IMAGE LTD., Nebenprojekten mit AFRICA BAMBATAA und LEFTFIELD, den Film- & TV-Auftritten, bis hin zu den gegenwärtigen Reunion-Konzerten der SEX PISTOLS, um dem Kreis wieder zu schließen.
Grundsätzlich ist eine solche Sammlung von Aufsätzen ein ambitioniertes Unternehmen und die Messlatte hängt hoch, doch bereits im Original hatten sich einige inhaltliche Fehler eingeschlichen – oft greifen die Autoren bei der Recherche auf Informationen aus zweiter Hand zurück, einzig Kris Needs verwendet seine selbst geführten Interviews – und bei der hier vorliegenden Übersetzung wurden diese Ungenauigkeiten nicht korrigiert. Und diese Übersetzung ist es auch, die den Lesespass ein wenig trübt, denn oft wirkt sie steif und durch die Tatsache, dass einzelne Absätze eines Kapitels abgehackt und voneinander getrennt wirken, geht der Fluss verloren. Und die Sammlung von Lydons’ gesammelten Zitaten, die sich am
Ende des Buches findet, wirkt auf Deutsch leider nicht so zynisch wie im englischen Original. Dennoch sollte sich der interessierte Leser durch diese kleinen Mängel von der Lektüre nicht abhalten lassen, denn
trotz allem ragt dieses Buch immer noch weit aus der bereits oben beschriebenen Masse heraus. Wer weiteres zu diesem Thema erfahren möchte, dem seien die Websites www.johnlydon.com und
www.fodderstompf.com wärmstens ans Herz gelegt!
$martie!
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