THE UMBRELLA ACADEMY
Weltuntergangs-Suite

Gerard Way & Gabriel Bà / Cross Cult Comics / ISBN 978-3-941248-16-8
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Zuletzt aktualisiert am: 05. Oktober 2009
Bereits vor einigen Jahren ist dieser Comic als mehrteilige Mini-Serie (später dann selbstverständlich auch als Sammelband) in den USA beim inzwischen renommierten Comicverlag Dark Horse erschienen, und findet sich nun mit marktüblicher Verspätung auch in deutscher Ausgabe wieder. Um kurz die Geschichte des Originalverlags anzusprechen: Dark Horse Comics hat zu Beginn der 80er Jahre als Independent-Verlag begonnen, damals innovative und auch umstrittene Heftserien veröffentlicht, gehört aber inzwischen neben den Großverlagen DC und Marvel ebenfalls zu den Marktführern, und proportional zu den Marktanteilen ist das, was einmal inhaltlich aufregend, provokativ und den Gesetzen des Mainstream widersprach, geschrumpft. Und genau dieses Dilemma findet in UMBRELLA ACADEMY seinen formvollendeten Ausdruck wieder: Angeblich als Satire auf das Genre des Superhelden-Comics gedacht, dreht sich die Handlung im wesentlichen um sieben drollige Superhelden (= die besagte „Umbrella Academy“), deren Mitglieder sich untereinander nicht sonderlich angetan sind, obendrein ihren gemeinsamen Ziehvater hassen, und zu guter Letzt auch noch die kommende Apokalypse (gähn!) dann im Team verhindern sollen... Ein klassischer Superheldenstoff, der bereits von den einschlägig etablierten Superhelden weit über Gebühr in allen erdenklichen Variationen abgearbeitet wurde. Und die Tatsache, dass die gegenwärtigen Neuerscheinungen der Heftreihen von Superman, SpiderMan, den Fantastischen Vier und wie sie alle heißen, nur noch Karikaturen ihrer ehemals diffizil ausgearbeiteten Charaktere sind, scheint sowohl die Autoren dieses Comics, wie auch die verantwortlichen Verleger, unbeeinflusst zu lassen: „The UMBRELLA ACADEMY“ orientiert sich zwar durchaus auch an den rar gesäten Ausnahmecomics dieses Genres wie beispielsweise „THE WATCHMEN“ (Alan Moore), „DOOM PATROL“ (Grant Morrison) oder „THE LEAGUE OF EXTRAORDINARY GENTLEMEN“ (ebenfalls Alan Moore), bleibt aber, was Kritik, bzw. Satire auf die mittlerweile dumpfen, patriotischen und ewig gewaltbereiten US-Superhelden angeht, auf der Strecke, ist den zu karikierenden Vorbildern inhaltlich viel zu nahe und versinkt letztendlich im Sumpf der Mittelmäßigkeit. Dass der Sänger der Teenie-Band MY CHEMICAL ROMANCE, Gerard Way, als Autor verantwortlich zeichnet (und ab sofort als Multitalent verstanden werden will), scheint in Zeiten wie diesen allgemein als Siegel von Qualität zu gelten, und vermag zwar pickelige Fans dieser Band zu beeindrucken, hilft aber dem Medium Comic, dass hierzulande noch immer ein Nischendasein als Schundliteratur fristet, kein Stück weiter, sondern verbannt die wenig vorhandene intelligente Unterhaltung im Bereich der neunten Kunst auf die hinteren Ränge des Buchhandels. Obendrein wird diese durchschnittliche Comicveröffentlichung mit einem aktuell prominenten Sänger den Geruch von Geldscheffelei nicht los, zudem eine Verfilmung angekündigt ist. Demnächst bitte nicht in diesem Lichtspielhaus!!
SMARTIE!
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