LABEL: Anti – VÖ 30.09.2016 |
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Zuletzt aktualisiert am: 07. Oktober 2016
Seit über 20 Jahren sind WILCO eine feste Größe im Folk und Indie. In dieser Zeit haben sie zehn Studioalben und mehrere Releases außer der Reihe an den Mann gebracht. Dieser hohe kreative Output wirkt sich jedoch nie auf die Qualität der Songs aus. Im Gegenteil, die Band scheint noch immer an sich und ihrer Umwelt zu wachsen. „Schmilco“ ist etwas ruhiger als sein Vorgänger „Star Wars“. Große Explosionen gibt es nicht, die braucht es auch nicht. Stattdessen fühlt sich die Platte an wie einer dieser Tage, an dem einem nach Nichts zumute ist. Man könnte so viel unternehmen und schaffen, aber man kann einfach nicht. Oder möchte nicht. Hat man das akzeptiert, kann man diesen zeitlosen Zustand letztlich sogar genießen. Sänger Jeff Tweedy betrachtet sich selbst und Amerika wie in einer Schneekugel. So wirken auch die Songs ziemlich distanziert, isoliert. Das Schlagzeug hält sich zurück, die Gitarren plätschern leise wie ein austrocknender Bachlauf und der Bass rollt friedlich vor sich hin. Diese beruhigende Stimmung ist wirklich gelungen, so als zelebriere die Band die Bescheidenheit in Liedform. An dieser Stelle muss auch das Album-Cover besprochen werden, den es stammt vom Zeichner Joan Cornellá, der sich im Internet durch seine surrealen, zunächst harmlos wirkenden Comics eine eigene Fangemeinde verschafft hat. Wie fast immer endet jedoch auch die Bildstrecke auf „Schmilco“ mit einem blutigen Happy End. Diese schräge Komik passt inzwischen bestens zu WILCO. Die einst sehr ernsthafte, fast weinerliche Art scheinen Jeff Tweedy und Co. weitgehend abgelegt zu haben. Zwar finden sich auf der Platte nach wie vor getragene, schwere Songs, doch scheinen sie immer mit einem Lächeln vorgetragen zu sein – oder zumindest mit einem verächtlich hochgezogenen Mundwinkel. Falls es nicht deutlich geworden ist: „Schmilco“ ist ein erstklassiges Album. pd
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